Empörung über CDU-Frau Pantel

Mit einem offenen Brief wendet sich das Forum Düsseldorfer Lesben-, Schwulen- und Trans*-Gruppen an die Vorsitzende der CDU-Frauen, Sylvia Pantel. Die Bundestagsabgeordnete hat zu einer Veranstaltung der Frauen Union Düsseldorf im August 2015 mit dem Titel "Gender Gaga" eingeladen. Als Gast liest die Publizistin Birgit Kelle aus ihrem gleichnamigen Buch. Sie ist Verfechterin eines überholten Gesellschaftsbildes, tritt für das Betreuungsgeld ein und macht sich gegen die "Ehe für alle" stark – genau wie die CDU-Frau Pantel. "Gender Mainstreaming" halten beide für eine "absurde Ideologie".

Offener Brief des Forums Düsseldorfer Lesben-, Schwulen- und Trans*-Gruppen an die Kreisvorsitzende der Frauen Union Düsseldorf, Frau Sylvia Pantel:


Sehr geehrte Frau Pantel,

 

die im Forum Düsseldorfer Lesben-, Schwulen- und Trans*-Gruppen zusammengeschlossenen Gruppen und Initiativen* stellen mit großer Verwunderung fest, dass Sie mit Birgit Kelle eine Autorin in das Städtische Gymnasium Koblenzer Straße eingeladen haben, die weitestgehend faktenfrei gegen Gender Mainstreaming und die Gleichstellung von Lesben und Schwulen anschreibt.


Sie wissen sicherlich nicht, dass die Thesen von Frau Kelle eher am äußersten rechten Rand unserer Gesellschaft wie der sogenannten AfD und Junge Freiheit beklatscht werden. So warnte Frau Kelle bei „Hart aber fair“ vor dem Ende der Heterosexualität und der Diskriminierung ganz normaler Menschen. Schuld sind hieran vor allem Frauenrechtlerinnen, Feministinnen sowie Lesben und Schwule.

 

Sie bezeichnet sich als Opfer, da sie als Hausfrau und Mutter „schief angeguckt“ würde, was absurd ist, da sie durchaus eine erfolgreiche berufstätige Autorin ist. Absurd ist auch, dass sie anscheinend weiß, wer „ganz normale Menschen“ sind und wer eben nicht! Aber so ist das mit Publizistinnen, die durch Zuspitzungen und Herabwürdigungen sich in Position bringen, damit ihre Bücher verkauft werden und sie zu Lesungen eingeladen werden.

 

In Ihrer Einladung schreiben Sie, dass sich um das Thema Gender Mainstreaming eine ganze Industrie entwickelt habe. Wir wussten nicht, dass die Frauen Union etwas gegen Industrie hätte, schließlich schaffen diese Arbeitsplätze. Aber seien wir ehrlich: in Deutschland gibt es weit mehr Bundestagsabgeordnete als Wissenschaftler_innen und Berater_innen, die zum Thema Gender Mainstreaming forschen oder Geld verdienen.

 

Auch die Zahl der Journalist_innen, die sich mit dem Thema befassen, dürften deutlich weniger sein als diejenigen, die bei den Pressekonferenzen von Bundestagsfraktionen und Bundesministerien anwesend sind.

 

Mit Ihrer Behauptung, dass durch „absurde Forschungen Jungen nicht mehr Jungen und Mädchen nicht mehr Mädchen sein dürfen“, machen Sie sich zum Handlanger einer selbstdarstellerischen Publizistin und Aktivistin, die immer wieder Falschmeldungen über Aktionspläne und Aufklärungsunterricht verbreitet.

 

So gibt es für die Aussage: „Die Auswüchse gehen sogar so weit, dass sie zur Selbsterfahrung ihres Geschlechts in Kindergarten und Grundschule mit Sexspielzeug für Erwachsene konfrontiert werden.“ keine Belege! Mit solchen diffamierenden Falschaussagen wird vor allem gegen den Aktionsplan gegen Homo- und Transphobie in Baden-Württemberg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein gehetzt! Und dadurch, dass Sie diese Diffamierungen verbreiten, verunsichern Sie Eltern und treiben Sie einen gefährlichen Keil in unsere Gesellschaft, was für eine Bundestagsabgeordnete einer großen Volkspartei unwürdig ist.

 

In Ihrer Einladung schreiben Sie ganz richtig: Die Grundidee des Gender Mainstreaming ist so einfach wie gut: Es soll schon im Vorfeld von Entscheidungen überlegt werden, welche Auswirkungen sie auf die Lebenswirklichkeit von Männern und Frauen haben.

 

Personen wie Frau Kelle nutzen diese Ideen nur zur eigenen Profilierung und hetzen gegen diese Forschungen, weil für sie die Welt in schwarz und weiß, in oben und unten, in Mann und Frau aufgeteilt ist – und so soll sie ihrer Meinung nach auch bleiben. Als Kreisvorsitzende der Frauen Union Düsseldorf wissen Sie, dass die Nuancen vielfältiger und bunter sind, dass die Gesellschaft sich immer wieder ändern und anpassen muss, damit alle Menschen sich wohl fühlen und frei entfalten können.

 

Deshalb wollen wir Sie eindringlich bitten: lassen Sie sich nicht von Frau Kelle vor ihren Karren spannen, damit diese auf Kosten der Volkspartei CDU Stimmung macht gegen eine moderne Gesellschaft.

 

Düsseldorf, 07.08.2015

Das Forum Düsseldorfer Lesben-, Schwulen- und Trans*-Gruppen vernetzt alle gemeinnützigen LSBT-Organisationen in Düsseldorf. Das Forum bildet auf kommunaler Ebene die Interessenvertretung lesbischer, schwuler und trans* Bürger_innen sowie den LSBT-Organisationen gegenüber der Stadt Düsseldorf, beispielsweise durch Runde Tische mit dem Oberbürgermeister oder die Delegation von Sachverständigen in den Gleichstellungsausschuss der Landeshauptstadt Düsseldorf.