Große Kunstausstellung zur queeren Moderne

Mit der Ausstellung „Queere Moderne. 1900 bis 1950“ beleuchtet die Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen den Beitrag queerer Künstler*innen zur Moderne. Es ist die erste umfassende Ausstellung zu diesem Thema in Europa.

Eingang des Museums K20 in Düsseldorf mit einer großen Werbefassade für die Ausstellung 'Queere Moderne – 1900 bis 1950.
Im K20 am Grabbeplatz ist bis zum 15. Februar 2026 die Ausstellung "Queere Moderne. 1900 bis 1950" zu sehen. // Foto: Oliver Erdmann

Vom 27. September 2025 bis zum 15. Februar 2026 sind im K20 am Grabbeplatz über 130 Werken von 34 internationalen Künstler*innen zu sehen. Zumeist sind es Gemälde, aber auch Zeichnungen, Fotografien und Skulpturen, die von den Kuratorinnen Isabelle Malz, Anke Kempkes und Isabelle Tondre zusammengetragen wurden. Von der Kunsthistorikerin und Autorin Anke Kempkes stammen auch die Idee und das Konzept für diese Ausstellung. Queere Wissenschaftler*innen, Künstler*innen und Expert*innen aus verschiedenen Bereichen haben das Projekt mit ihrer Expertise unterstützt. Beraten wurde das Kuratorinnen-Team auch durch einen queeren Beirat, der die Konzeption kritisch begleitet, Vermittlungssituationen konzipiert und Vorschläge zum Rahmenprogramm gemacht hat.

 

Besucher betrachtet in einer Ausstellung ein Gemälde an einer dunklen Wand, daneben eine Infotafel zur Ausstellung 'Queere Moderne 1900 bis 1950'.
Mit einem eher düsteren Gemälde des russischen Malers Pavel Tchelitchew startet der Rundgang durch die Ausstellung „Queere Moderne. 1900 bis 1950“. // Foto: Oliver Erdmann

Die gezeigten Kunstwerke erzählen eine alternative Geschichte der Moderne. Diese sei bisher von einem westlichen, männlichen Narrativ geprägt, sagte Susanne Gaensheimer, Direktorin der Kunstsammlung NRW, bei der heutigen Pressekonferenz. Trotz ihrer engen Verflechtung mit den Avantgarden seien queere Positionen im kunsthistorischen Kanon oft unberücksichtigt geblieben. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts, in einer Zeit in der Homosexualität unter Männern kriminalisiert und Homosexualität unter Frauen tabuisiert wurde, lebten viele Künstler*innen nach außen hin ein gesellschaftlich angepasstes Leben und führten sogenannte Zweckehen. Der Geschichtsschreibung blieben queere Identitäten verborgen.

 

Zwei Personen betrachten in einer Ausstellung ein abstraktes Gemälde an einer braunen Wand, daneben hängen drei Zeichnungen in Rahmen.
Ausstellungsbesucher*innen vor dem Gemälde „Der Würgeengel“ der deutschen Malerin Jeanne Mammen. // Foto: Oliver Erdmann

Die Ausstellung ist in insgesamt acht thematische Kapitel gegliedert und beleuchtet ein internationales Netzwerk queerer Künstler*innen, das sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts in verschiedenen Metropolen Europas, in den USA und darüber hinaus herausbildete. Es wird herausgearbeitet, wie Künstler*innen der Moderne Wege gefunden haben, um alternative Bildsprachen und visuelle Codes für queeres Leben und Identitäten zu schaffen. In abstrakten Kunstwerken findet man auf einmal eine genderqueere Ästhetik, und an anderer Stelle wird antifaschistischer Widerstand in künstlerischen Positionen sichtbar gemacht. Deutlich wird, wie gesellschaftspolitisch relevant die in den Werken aufgeworfenen Themen und die Lebensläufe der Künstler*innen in ihrer Zeit waren und heute noch sind.

 

Ausstellungsraum mit drei gerahmten Gemälden an einer türkisfarbenen Wand: Links ein großes Bild mit farbenfrohen Figuren, in der Mitte ein weiteres farbenreiches Gemälde, und rechts ein kleines Bild.
Gemälde des schwedischen Malers Nils Dardel und des Briten Robin Ironside (ganz rechts). // Foto: Oliver Erdmann

Im Rahmenprogramm zur Ausstellung gibt es Workshops (Porträt-Malerei mit Murat Önen am 02.11.2025 und Porträt-Fotografie mit Rebecca Racine Ramershoven am 17.01.2026), eine literarische Lesung am 24.10.2025 (mit Sabine Osthoff und Philipp Noack) und eine Performance von der Physical Theatre Company Sticky Fragments am 03.12.2025. Daneben gibt es Kuratorinnenführungen und Dialogführungen mit Mitgliedern des queeren Beirats. Alle Infos unter www.kunstsammlung.de

 

Person steht in einem Museum vor zwei Gemälden: Ein kleines Bild links und ein großes figuratives Gemälde mit mehreren Personen rechts.
Gemälde des englischen Malers Glyn Warren Philpot (links) und der schottischen Malerin Dame Ethel Walker. // Foto: Oliver Erdmann

Begleitend zur Ausstellung ist ein zweisprachiger Katalog (Deutsch/Englisch, 304 Seiten, ca. 200 Abbildungen) im Hirmer-Verlag erschienen (39,90 Euro).

 

Text: Oliver Erdmann | Quelle: Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen