Der blanke Horror

Mit Sergej Prokofjews „Der feurige Engel“ verlangt die Deutsche Oper am Rhein bei ihrer letzten Premiere der aktuellen Spielzeit dem Publikum so einiges ab. Starke Nerven sind von Vorteil, schließlich bringt Regisseur Immo Karaman einen wahren Psychothriller auf die Bühne. Und auch die Musik Prokofjews ist eher etwas für eingefleischte Opernfans.

Der feurige Engel

Svetlana Sozdateleva (Renata), Susan Maclean (Äbtissin) FOTO: Hans Jörg Michel

Der feurige Engel
Svetlana Sozdateleva (Renata), Jens Larsen (Exorzist), Chor der Deutschen Oper am Rhein FOTO: Hans Jörg Michel

„Der feurige Engel“ ist die Geschichte von Renata, einer von Dämonen verfolgten Frau, die mit Besessenheit einen Engel liebt. Dieser erscheint ihr seit ihrer Kindheit, sie nennt ihn Madiel und will sich ihm als junge Frau schließlich ganz hingeben. Doch Madiel entschwindet, und Renata hofft, dass er in körperlicher Gestalt zu ihr zurückkehrt. Ruprecht lernt die ekstatische Renata kennen und verfällt ihr, doch nicht er ist es, in dem sie Madiel wiedererkennt. In Graf Heinrich vermutet Renata ihren feurigen Engel. Als dieser sie jedoch zurückstößt, befielt sie Ruprecht, der inzwischen alles für sie tun würde, den Grafen zu töten. Die Geschichte spitzt sich zu und endet schließlich im Wahnsinn aller.


Immo Karamans Inszenierung spielt im Irrenhaus, wo man versucht, der besessenen Renata die Dämonen auszutreiben. Ruprecht, dessen Rolle bis zuletzt undurchsichtig bleibt, trifft dort auf Renata, deren Zustand er zunächst für seine Gelüste auszunutzen versucht, die ihn in ihrem Wahnsinn aber letztlich zu ihrem Werkzeug macht. Die Zuschauer_innen werden Zeugen von blutigen Experimenten im Labor eines Doktor Frankenstein und schließlich eines grausamen Exorzismus, der allerdings eine unerwartete Wendung nimmt.


Der feurige Engel
Sergej Khomov (Doktor Agrippa von Nettesheim), Boris Statsenko (Ruprecht), Bo-Hyeon Mun, Clemens Begritsch, Manfred Klee (Assistenten) FOTO: Hans Jörg Michel

Die Düsseldorfer Symphoniker unter der Leitung von Wen-Pin Chien sorgen mit der Musik Prokofjews für einen Soundtrack wie aus einem Psychofilm. Der Chor der Deutschen Oper am Rhein unter der Leitung von Christoph Kurig untermalt die Schauerszenen. In den Hauptrollen singen Boris Statsenko (Ruprecht) und Svetlana Sozdateleva (Renata) von Beginn an bis zum bitteren Ende mit beeindruckenden Stimmen die eher unmelodischen Partien.

 

Freund_innen von Horrorfilmen und Psychothrillern werden an der Düsseldorfer Inszenierung der Oper „Der feurige Engel“ ihren Spaß haben. Wer gern melodische Arien hört, ist hier jedoch fehl am Platz.

 

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