Männer in Unterwäsche

Das aktuelle Programm b.31 des Balletts am Rhein hat am vergangenen Samstag im Düsseldorfer Opernhaus Premiere gefeiert. Chefchoreograph Martin Schläpfer präsentierte einen interessanten Abend – besonders für Schuhfetischisten und Freunde von Feinripp-Unterwäsche.

Bild: Ausschnitt aus b.31

Sol León & Paul Lightfoot: SH-BOOM! – Rubén Cabaleiro Campo, Ensemble FOTO © Gert Weigelt

Das Premierenpublikum am 1. April 2017 war vollends begeistert. Die Mischung stimmte, das dreigeteilte Programm bot wieder eine Menge an Abwechslung. Gefeiert wurde der Niederländer Hans van Manen für seine Choreographie für drei Tanzpaare zu Beethovens „Großer Sonate für das Hammerklavier“. Und auch das verspielte Ballett „SH-BOOM!“ des spanisch-britischen Choreographen-Duos Paul Lightfoot und Sol León war ganz nach dem Geschmack der Düsseldorfer Zuschauer_innen.

 


Bild: Martin Schläpfer "Obelisco"
Martin Schläpfer: Obelisco – Asuka Morgenstern, Brice Asnar, Kailey Kaba FOTO © Gert Weigelt

Der Ballettabend b.31 beginnt mit „Obelisco“, einer Choreographie von Martin Schläpfer aus dem Jahr 2007. Zur Musik von Marla Glen („Travel“) betreten sechs Tänzer_innen in Plateaustiefeln die Szene und bewegen sich erstaunlich behände auf immens hohen Sohlen. Ein schönes Einstiegsbild, das den Fokus unweigerlich auf die Füße der Tänzer_innen legt. In sechs weiteren Szenen und zu vollkommen unterschiedlichen Klängen sieht man die Akteur_innen mal in barfuß, mal in Schläppchen oder gar in High Heels. Beeindruckend sind die Soli von Marcus Pei und Marlúcia do Amaral, doch auch die Tänzer Brice Asnar und Eric White stechen tänzerisch hervor. Zu Operettenklängen aus Richard Heubergers Opernball findet das Ballett mit Friedrich Pohl und Yuko Kato  – beide in Kleid und High Heels – seinen abschließenden Höhepunkt.

 

Bild: Marcus Pei
Martin Schläpfer: Obelisco – Marcus Pei FOTO © Gert Weigelt

Bild: Hans van Manen "Adagio Hammerklavier"
Hans van Manen: Adagio Hammerklavier – Vincent Hoffman, Doris Becker, Marcos Menha, So-Yeon Kim, Alexandre Simões, Sonia Dvorák FOTO © Gert Weigelt

Der niederländische Choreograph Hans van Manen kreiert sein Stück „Adagio Hammerklavier“ zu Ludwig van Beethovens „Adagio aus der Sonate Nr. 29 B-Dur op. 106“, einem beeindruckend langsamen und melancholischen Spätwerk des großen Komponisten. Die drei Tänzer (Vincent Hoffman, Alexandre Simões und Marcos Menha) lässt van Manen in weißen, gerippten Hosen, mit glitzernden Halsketten und nackten Oberkörpern auftreten. Die Tänzerinnen (Doris Becker, Sonia Dvořák, So-Yeon Kim) erscheinen in knielangen sanft-flatternden Tüllkleidern. Die drei ausgedehnten Pas de deux’ sind eine Augenweide – erotisch und brillant. Zurecht spendet das Publikum langanhaltenden Applaus mit Standing Ovations für den Choreographen und die Tänzer_innen.

 

Bild: Vincent Hoffman und Doris Becker
Hans van Manen: Adagio Hammerklavier – Vincent Hoffman, Doris Becker FOTO © Gert Weigelt

Bild: Sol León & Paul Lightfoot "SH-BOOM!"
Sol León & Paul Lightfoot: SH-BOOM! – Rubén Cabaleiro Campo FOTO © Gert Weigelt

Im dritten Teil des Ballettabends gibt es eine verspielte Revue-Show zu sehen. „SH-BOOM!“ parodiert Bühnen-Elemente, wie sie zwischen den 1920er bis 1950er Jahren beliebt waren. In verschiedenen Szenen wird temporeich getanzt. Insbesondere die Männlichkeit erfährt im Laufe des Stücks eine bedeutsame Wandlung; taffe Businessmänner werden zu unsicheren Männchen in Feinripp-Unterwäsche und mit weißen Kniestrümpfen. Die Tänzerinnen hingegen sind die dominanten Figuren, streng auftretend in hochgeschlossenen schwarzen Kleidern und in ihren Formationen stets überlegen – auch als einer der Tänzer vollkommen nackt inmitten der Damen seinen burlesken Auftritt hinlegt. Für ihren hintergründigen Klamauk erhalten die Choreographen Sol León und Paul Lightfoot viel Beifall.

Bild: SH-BOOM! – Ensemble
Sol León & Paul Lightfoot: SH-BOOM! – Ensemble FOTO © Gert Weigelt

Weitere Vorstellungen im Opernhaus Düsseldorf:
Mi 05.04. 19.30 Uhr / Fr 07.04. 19.30 Uhr / Fr 21.04. 19.30 Uhr / So 23.04. 15.00 Uhr / Do 04.05. 19.30 Uhr / Fr 05.05. 19.30 Uhr

 

Text: Oliver Erdmann