Helmut-Käutner-Preis für Monika Treut

Die Regisseurin, Produzentin und Autorin Monika Treut wird mit dem Helmut-Käutner-Preis 2025 der Landeshauptstadt Düsseldorf ausgezeichnet. Die 18. Preisträgerin ist eine Pionierin des queeren und feministischen Kinos.

Monika Treut
Die Regisseurin, Produzentin und Autorin Monika Treut wird mit dem Helmut-Käutner-Preis 2025 der Landeshauptstadt Düsseldorf ausgezeichnet. // Foto: © Brigitte Dummer

Zur Verleihung des Filmpreises an Monika Treut schreibt die Jury: „Mit großer Freude vergeben wir den Helmut-Käutner-Preis an Monika Treut für ihr kontinuierliches Engagement als unabhängige Künstlerin, die den deutschen Film im dokumentarischen und fiktionalen Bereich seit vier Jahrzehnten weiterentwickelt. Sie gilt als Pionierin eines feministischen, queeren Kinos. Dabei denkt Monika Treut ihre Themen stetig weiter, engagiert sich für soziale und politische Belange und erlangte so weltweit Anerkennung. Von Beginn an richtete sie ihren Blick auch auf internationale Phänomene und drehte u.a. in den USA und Taiwan. Ihre Filme über sexuelle Identitätspolitik erweisen sich gerade rückblickend als zukunftsweisend und erstaunlich aktuell.“

 

Miriam Koch, Beigeordnete für Kultur und Integration, sagt dazu: „Mit Monika Treut ehren wir eine Pionierin des queeren und feministischen Kinos. Treut setzte sich von Beginn ihrer Karriere an mit queeren Themen auseinander, zeigte dabei unkonventionelle Frauenbilder und prägte mit ihrer Arbeit das deutsche Kino.“

 

Preisträgerin Monika Treut bedankte sich bei Bekanntgabe der Juryentscheidung sehr herzlich für die Auszeichnung und zeigte sich zugleich „überrascht, als Außenseiterin des deutschen Kinos diese Anerkennung zu bekommen.“ Mit Helmut Käutner verbinde sie die Unabhängigkeit vom herrschenden Zeitgeist und ihr Engagement für Aufklärung und das Konzept Freiheit.“

 

Monika Treut, die 1954 in Mönchengladbach geboren wurde, hat international vor allem als Avantgardistin des New Queer Cinema Anerkennung gefunden. Ihr Film „Die Jungfrauenmaschine“ erhielt 1989 die Auszeichnung als Bester Spielfilm beim Internationalen Filmfestival Turin. „Gendernauts“ bekam 1999 den Spezialpreis der Teddy-Jury Berlin, und „Ghosted“ wurde 2009 mit dem Special Achievement Award beim Gay and Lesbian Filmfestival Turin geehrt. Es folgten u.a. 2017 der Spezialpreis der Teddy-Jury bei den Internationalen Filmfestspielen Berlin für ihr Lebenswerk oder 2024 der Premio Nino Gennaro beim Sicilia Queer Filmfest.

 

Die Verleihung des 18. Helmut-Käutner-Preises findet am 13. Juni 2025 im Düsseldorfer Rathaus statt.

 

Mit dem Helmut-Käutner-Preis ehrt die Landeshauptstadt Düsseldorf „Persönlichkeiten, die durch ihr Schaffen die Entwicklung der deutschen Filmkultur nachdrücklich unterstützen und beeinflussen, ihr Verständnis gefördert und zu ihrer Anerkennung beigetragen haben“, so die Satzung. Bisherige Preisträger*innen waren u.a. die Schauspieler*innen Hildegard Knef (1993), Hannelore Hoger (2001) und Ulrich Tukur (2015), die Regisseur*innen Wim Wenders (2004), Christoph Schlingensief (2010) und Margarethe von Trotta (2017) oder der Leiter der Internationalen Filmfestspiele Berlin, Dieter Kosslick (2007). Zuletzt wurde der Helmut-Käutner-Preis 2022 an Michael Verhoeven, Autor, Produzent und Regisseur, verliehen.

 

Namensgeber des Filmpreises ist der in Düsseldorf geborene Regisseur Helmut Käutner (1908 Düsseldorf - 1980 Castellina, Italien). Bekannt wurde Käutner mit Filmen wie „Die große Freiheit Nr. 7“, „Unter den Brücken“, „Des Teufels General“ oder „Wir Kellerkinder“.

 

Monika Treut - Schwarzweiß-Bild
Die Regisseurin, Produzentin und Autorin Monika Treut. // Foto: © Brigitte Dummer

Monika Treut (geboren 1954) hat durch ihre Arbeit das queere und feministische Kino in Deutschland maßgeblich geprägt. Nach dem Abitur 1972 studierte sie Germanistik und Politikwissenschaften in Marburg, wo sie 1978 mit einem Staatsexamen abschloss. Schon während ihres Studiums arbeitete sie an Medienzentren in Marburg, Frankfurt und Berlin und organisierte Filmvorführungen und Video-Dokumentationen. 1984 promovierte sie über die Frauenbilder bei de Sade und Sacher-Masoch. Noch im selben Jahr gründete sie mit ihrer damaligen Partnerin, der Regisseurin und Kamerafrau Elfi Mikesch, die Filmproduktionsfirma „Hyäne I/II“ und gab mit dem experimentellen Spielfilm „Verführung: Die grausame Frau“ (1985) ihr Kinodebüt. Der Film, der weibliche Lust und sado-masochistische Fantasien thematisiert, löste internationale Kontroversen aus und gilt als ein zentrales Werk des queeren Kinos.

 

Es folgten weitere Werke wie „Die Jungfrauenmaschine“ (1988), die den Blick auf das selbstbestimmte Liebesleben von Frauen in San Francisco warf, und „My Father Is Coming“ (1991), eine multikulturelle Komödie. Treut wendete sich ab den frühen 1990er Jahren dem Dokumentarfilm zu, mit dem sie einige ihrer wichtigsten Arbeiten realisierte. In Filmen wie „Female Misbehavior“ (1992) und „Gendernauts – Eine Reise durch die Geschlechter“ (1999) porträtierte sie radikale Frauen und die Trans* Bewegung in San Francisco. 2001 beschäftigte sie sich in „Kriegerin des Lichts“ mit der Künstlerin Yvonne Bezerra de Mello und ihrer Arbeit mit Straßenkindern in Brasilien. Ihre Aufmerksamkeit galt auch der Kultur Taiwans, was sie in „Ghosted“ (2009) und „Das Rohe und das Gekochte“ (2012) verarbeitete.

 

Ab 2001 verstärkte sich ihr Engagement für politische Themen, etwa in „Zona Norte“ (2016), das die Entwicklung eines alternativen Schulprojekts in Rio de Janeiro dokumentiert. 2021 kehrte sie in „Genderation“ zu den Pionier*innen der Trans* Bewegung zurück und zeigte die Auswirkungen der Gentrifizierung auf die Community in San Francisco. Treuts Arbeiten zeichnen sich durch eine fortwährende Auseinandersetzung mit Geschlecht, Sexualität und gesellschaftlichen Normen aus.

 

Neben ihrer Filmarbeit war Treut in den USA als Dozentin tätig, unter anderem an Kunstinstituten wie dem San Francisco Art Institute und an Universitäten wie Cornell und Chicago. Zwischen 2018 und 2023 vertrat sie eine Professur für Medien an der Universität Hildesheim. Ihre Filme wurden weltweit auf Festivals gezeigt, und ihr Werk wurde in mehr als 20 Retrospektiven gewürdigt. Monika Treut ist Mitglied der Deutschen Filmakademie, der Freien Akademie der Künste Hamburg und der ProQuote Film.

 

Filmografie (Auswahl)

1981: Wie geht das Kamel durchs Nadelöhr?

1983: Unknown Gender – Das dritte Geschlecht

1983: Bondage

1985: Verführung: Die grausame Frau/Seduction: The Cruel Woman

1988: Die Jungfrauenmaschine/Virgin Machine

1989: Annie

1991: My Father is Coming

1992: Max

1992: Dr. Paglia

1992: Female Misbehavior

1994: Let’s Talk About Sex/Erotique

1994: Taboo Parlour

1996: Danish Girls show everything

1997: Didn’t do it for Love

1999: Gendernauts – eine Reise durch das Land der Neuen Geschlechter

2001: Kriegerin des Lichts/Warrior of Light

2003: Begegnung mit Werner Schroeter/Encounter With Werner Schroeter

2004: Axensprung: Ein Reisetagebuch/Jumpcut: A Travel Diary

2005: Den Tigerfrauen wachsen Flügel/Tigerwomen Grow Wings

2005: Made In Taiwan

2009: Ghosted

2012: Das Rohe und das Gekochte/The Raw and the Cooked (Dokumentarfilm)

2014: Von Mädchen und Pferden/Of Girls and Horses

2016: Zona Norte

2021: Genderation

 

Auszeichnungen (Auswahl)

1989: Bester Spielfilm und Darstellerpreis für die Hauptdarstellerin Ina Blum beim Internationalen Filmfestival Turin für „Die Jungfrauenmaschine“

1991: Bester Spielfilm, Internationales Filmfestival Turin für „My Father is Coming“

1993: John Babuscio Award Britisches Filminstitut London für ihr Gesamtwerk

1999: Spezialpreis der Teddy-Jury Berlin für „Gendernauts“, Publikumspreis Internationales Filmfestival Turin, Publikumspreis, Mix Brasil Sao Paolo

2003: Publikumspreis Dokumentarfilmfestival Thessaloniki für „Kriegerin des Lichts“

2007: Bester Dokumentarfilm, San Diego Women’s Film Festival für „Den Tigerfrauen wachsen Flügel“

2009: Special Achievement Award, Gay and Lesbian Filmfestival Turin für „Ghosted“

2016: Bester Spielfilm, Equinale für „Von Mädchen und Pferden“

2017: Spezialpreis der Teddy-Jury, Internationale Filmfestspiele Berlin für ihr Lebenswerk

2017: Special Achievement Award TLVfestival Tel Aviv International LGBT Filmfestival

2021: Panorama Publikumspreis, Berlinale, für „Genderation“

2021: Premio de Honor, Madrid, 26 LESGAICINEMAD

2022: SiStar Filmpreis

2024: Premio Nino Gennaro, Sicilia Queer Filmfest

 

Quelle: Pressedienst der Landeshauptstadt Düsseldorf | red. Bearbeitung: Oliver Erdmann