DQ-Lesetipp | Juni 2025

Das Team der Lesben- und Schwulen-Bibliothek Düsseldorf stellt hier regelmäßig lesenswerte Bücher vor. Diesmal: „Warum glücklich statt einfach nur normal?“ von Jeanette Winterson und „Gearbreaker – Wir haben die Götter selbst erschaffen“ von Zoe Hana Mikuta. Viel Freude beim Lesen!

Lesetipp Juni 2025
Buch "Warum glücklich statt einfach nur normal?"
Foto: privat

Warum glücklich statt einfach nur normal?

Jeanette Winterson

Fischer Verlag | ISBN 978-3-596-03182-5

 

In diesem Buch spürt die 1959 in Manchester geborene Autorin Jeanette Winterson ihrer Kindheit und Jugend in einem Industriestädtchen im Nordwesten von England nach.

Aufgewachsen in armen Verhältnissen bei einem Adoptivelternpaar, das einer Pfingstgemeinde der Elim Church angehörte und keine wirkliche emotionale Verbindung zu seiner wilden und eigenwilligen Adoptivtochter aufzubauen vermochte, ─ die Voraussetzungen für eine unbeschwerte Kindheit hätten wohl deutlich anders ausgesehen.

 

Die Adoptivmutter ─ im Buch häufig als Mrs. Winterson oder Mrs. W. bezeichnet ─ wird von der Autorin als kräftig, hochgewachsen und intelligent beschrieben, auf der anderen Seite als verbittert und zunehmend depressiv. Eine glühende Verfechterin ihres Glaubens, die allerdings einen Revolver in der Schublade mit den Putzlappen aufbewahrte und die dazugehörigen Kugeln in einer Dose mit Möbelpolitur versteckte. Bücher waren im Haus Winterson nicht erlaubt; als Jeanette ihre Adoptivmutter darauf anspricht, erhält sie zur Antwort: „Das Problem mit einem Buch ist, dass man nie weiß, was drinsteht, bis es zu spät ist.“ Jeanette beginnt heimlich zu lesen und hält sich oft in der örtlichen Bibliothek auf. Als Jeanette von einem gleichaltrigen Mädchen aus der Gemeinde geküsst wird und die beginnende Beziehung der beiden jungen Frauen auffliegt, kommt es bei einem Gottesdienst durch die Initiative von „Mrs. W.“ zu einer Art Dämonenaustreibung, anschließend wird Jeanette drei Tage lang ohne Essen in das unbeheizte Wohnzimmer gesperrt. Eine neue lesbische Affäre führt schließlich dazu, dass die spätere Autorin ihr Elternhaus sechzehnjährig verlässt. Fortan schläft sie zunächst in einem alten Mini und geht tagsüber zur Schule. Nach Abschluss der Schule gelingt es ihr am Anglistischen Seminar der Universität Oxford zu studieren. Die Auseinandersetzung mit Literatur und das eigene Schreiben sind die Vehikel, mit deren Hilfe es ihr immer wieder gelingt, krisenhafte Episoden ihres Lebens zu durchstehen. Eine dieser Krisen wird mit großer Offenheit geschildert. Das letzte Kapitel des Buches widmet sich schließlich der Suche nach der leiblichen Mutter.

 

Das Buch ist witzig und unterhaltsam geschrieben. Eine Vorliebe für sarkastischen Humor ist bei der Lektüre kein Hindernis, denn allzu oft bleibt einem angesichts der Ereignisse das Lachen im Hals stecken. Eine Biografie, die sich als fesselnd geschriebener Pageturner mit Tiefgang erweist und damit eine klare Leseempfehlung.

 

Vorgestellt von Andrea Schroeder

 

Dieser Titel ist eine von insgesamt 192 Frauenbiografien im Bestand der Lesben- und Schwulenbibliothek Düsseldorf. Er steht auch in englischer Sprache zur Ausleihe zur Verfügung.

 

Buchcover "Gearbreaker"
© Cross Cult Verlag

Gearbreaker - Wir haben die Götter selbst erschaffen

Zoe Hana Mikuta

Cross Cult | ISBN 978-3-98743-068-8

 

Eine andere Welt, von Menschen besiedelt, in ferner Zukunft.

Der Kontinent wird von der Stadt Godolia beherrscht. Mit Hilfe von über 50 Meter hohen Mechanoiden, im Aussehen den alten irdischen Gottheiten und Fabelwesen nachempfunden, wie Walküren, Paladine oder Phönixe, übt die Stadt Kontrolle aus. Einige Teenager, die über eine gewisse Begabung der Reaktionsschnelle verfügen, dienen als lebendige Schnittstelle in den Köpfen der Mechas. Im Auftrag der Höchsten der Stadt eskortieren diese technologischen „Götter“ zum Beispiel automatisierte Warenzüge voller Rohstoffe nach Godolia oder führen exemplarische Strafaktionen gegen Aufständische durch. Denn wer ist schon in der Lage sich gegen mit Laser und Raketen bewaffnete riesige Mechanoide zu verteidigen?

 

Eris Shindanai, Codename Frostbringer, gehört zu den Gearbreakern. Sie führt ein kleines Team aus Adrenalin-Junkies im Teenageralter an. Mit Hilfe von platzierten Bomben oder starken Säuren oder einer bizarren Mischung aus beidem, knacken sie die Hülle der Mechas und töten dann die Piloten, kurz Bots genannt, im Inneren. Als Zeichen ihres Erfolges tätowieren sie sich anschließend ein Zahnrad auf ihre Körper. Je mehr Zahnräder ein Gearbreaker vorweist, desto mehr Götter wurden zu Fall gebracht.

 

Bellsona (Sona) Steelcrest ist so ein Bot, eine lebende Schnittstelle zu einem Mecha. Als Kind überlebte sie eine Strafaktion der Mechas nur knapp und kam als Vollwaise an die Piloten-Akademie. Seitdem sinnt sie auf Rache und will Godolia vom Angesicht des Planeten wischen. Als sie schließlich ausgewählt wird Pilotin einer Walküre zu werden, rückt die Verwirklichung ihres Traumes in greifbare Nähe.

 

Zwei junge Frauen auf unterschiedlichen Seiten, die sich hassen bis zum Tod, ohne sich persönlich zu kennen. Natürlich treffen sie aufeinander und entdecken mehr Gemeinsamkeiten, als sie dachten.

 

Die Idee des Romans riesige Mechanoiden in einer dystopischen Welt mit lesbischen Charakteren zu fusionieren, machte mich neugierig und ich wurde nicht enttäuscht. Der Plot fackelt nicht lange. Immer geschieht etwas, keine Sekunde Ruhe. Egal ob es der Kampf der Gearbreaker gegen die Götter ist oder eine emotionale Achterbahnfahrt aller Beteiligten. Wer ein Problem mit Gewalt hat, sollte diesen Roman lieber nicht lesen. Fast in jedem Kapitel kommt es zu Todesfällen, ohne zu sehr ins Detail gehen zu wollen.

 

Dieser Roman ist Teil eins eines Doppelbandes.

 

Vorgestellt von Markus Gickeleiter

 

Die Bücher können bei der LUSBD Lesben- und Schwulen-Bibliothek Düsseldorf kostenlos ausgeliehen werden.

 

Lesben- und Schwulenbibliothek Düsseldorf
im Bürgerhaus Angermund
Graf-Engelbert-Str. 9
40489 Düsseldorf
Geöffnet jeden Sonntag von 15.00 bis 16.30 Uhr

Anmeldung erforderlich

www.lusbd.de

 

DQ – Düsseldorf Queer dankt dem Team der LUSBD für die nette Zusammenarbeit.