Appell gegen Diskriminierung HIV-Positiver im Gesundheitswesen

Die führenden HIV/Aids-Organisationen in Deutschland fordern ein Ende der Diskriminierung von Menschen mit HIV im Gesundheitswesen. "HIV-positive Patienten dürfen keine Nachteile bei Zugang und Versorgung haben", heißt es in ihrem "Gemeinsamen Appell" anlässlich des Deutsch-Österreichischen AIDS-Kongresses (DÖAK), der heute in Düsseldorf beginnt.

Georg Behrens und Annette Haberl (DAIG)

Prof. Dr. Georg Behrens und Dr. Annette Haberl von der Deutschen AIDS-Gesellschaft bei der Pressekonferenz zum Deutschen-Österreichischen AIDS-Kongresses 2015 in Düsseldorf | Foto: Oliver Erdmann

Die Deutsche AIDS-Gesellschaft (DAIG), die Deutsche AIDS-Hilfe (DAH) und die Deutsche Arbeitsgemeinschaft niedergelassener Ärzte in der Versorgung HIV-Infizierter (dagnä) fordern ein Ende der Diskriminierung von Menschen mit HIV im Gesundheitswesen.

Verweigerte Termine, Verletzung der Schweigepflicht

Ausgerechnet in Arztpraxen und Krankenhäusern erleben Menschen mit HIV immer wieder Stigmatisierung und Benachteiligung:

  • Sie erhalten beim Arzt oder Zahnarzt keinen Termin. Einem Fünftel der Befragten beim "HIV-Stigma-Index" war in den zwölf Monaten vor der Befragung eine medizinische Behandlung verweigert worden.
  • Oft erhalten HIV-Positive nur den letzten Termin am Tag. Begründung: Nach ihrem Besuch seien besondere Desinfektionsmaßnahmen erforderlich.
  • Die HIV-Infektion wird nicht immer vertraulich behandelt, z.B. gegenüber anderen Patienten.
  • Krankenakten werden manchmal mit von außen sichtbaren Vermerken gekennzeichnet.
  • Bestimmte Maßnahmen (z.B. Operationen oder Entbindungen HIV-positiver Frauen) werden nicht durchgeführt, weil das Personal nicht ausreichend über HIV informiert ist.

Patienten wie alle anderen

"Für eine stigmatisierende Sonderbehandlung gibt es keinen vernünftigen Grund", sagt DAIG-Präsident Prof. Dr. med. Georg Behrens. "Wenn die normalen Hygienevorschriften eingehalten werden, ist eine HIV-Übertragung im medizinischen Alltag ausgeschlossen. HIV-positive Patienten können behandelt werden wie alle anderen. Medizinisches Personal sollte das wissen und mit gutem Beispiel vorangehen."

"Diskriminierung kann drastische Folgen für die Gesundheit haben. Nicht selten schrecken HIV-positive Menschen aufgrund schlechter Erfahrungen vor notwendigen Arztbesuchen zurück. HIV-Patienten haben ein Recht auf kompetente Versorgung aller Fachrichtungen – nicht nur beim HIV-Spezialisten!", so der Vorstand der dagnä.

DAH-Geschäftsführerin Silke Klumb ergänzt: "Grund für Ausgrenzung und Benachteiligung sind oft irrationale Ängste vor einer HIV-Übertragung. Wir helfen gerne dabei, diese Ängste abzubauen. Ein ganz selbstverständlicher Umgang mit HIV-Patienten ohne Angst ist möglich – und eine große Erleichterung für alle Beteiligten. Es ist Zeit zu handeln!"

Erleichterung für alle Beteiligten

Damit Ärztinnen und Ärzte HIV-positiven Menschen mit dem entsprechenden Wissen und ohne Angst begegnen können, sind  mehr spezielle Fortbildungsmaßnahmen notwendig. Zugleich müssen Beschwerdeverfahren effektiver und transparenter werden ­– sie sollten als hilfreiches Mittel des Qualitätsmanagements begriffen werden.

DAIG, DAH und dagnä bieten selbst Fortbildungen und Unterstützung an, doch hier sind auch Ärztekammern und Berufsverbände noch stärker gefragt. Von Diskriminierung Betroffene können sich an die Aidshilfen und HIV-Schwerpunktärzte wenden. Die Deutsche AIDS-Hilfe ist über ihre Anti-Diskriminierungsstelle ansprechbar (www.nimmsnichthin.de).

Bundesärztekammer und Bundeszahnärztekammer haben das Problem erkannt. Anlässlich des Welt-Aids-Tags 2014 sprachen sie sich für eine diskriminierungsfreie Behandlung aus.

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Gemeinsamer Appell gegen Stigmatisierung und Diskriminierung von HIV-positiven Menschen im Gesundheitswesen
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