Die lustigen Weiber von Windsor

Als letzte Neuproduktion der aktuellen Spielzeit der Deutschen Oper am Rhein feierten am vergangenen Freitag „Die lustigen Weiber von Windsor“ Premiere im Opernhaus Düsseldorf. Das an eine Boulevardkomödie erinnernde Singspiel von Otto Nicolai in der Inszenierung von Dietrich W. Hilsdorf bleibt aber hinter den Erwartungen zurück.

Bild: Anke Krabbe und Marta Márquez in "Die lustigen Weiber von Windsor"

„Frauen am Rande des Nervenzusammenbruchs“ – Anke Krabbe (Frau Fluth), Marta Márquez (Frau Reich) | Foto: Hans Jörg Michel

Otto Nicolais 1849 uraufgeführte Spieloper folgt Shakespeares gleichnamiger Komödie. Ritter Sir John Falstaff, ein heruntergekommener Adeliger, umgarnt parallel zwei Damen aus gutbürgerlichem Hause. Die Nachbarinnen Frau Fluth und Frau Reich sind empört über das falsche Spiel und planen ihre Rache, bei der auch der eifersüchtige Ehemann Fluth sein Fett wegkriegen soll. Das ganze schaukelt sich hoch, und am Ende lyncht der aufgebrachte bürgerliche Mob den Ritter Falstaff. So weit so gut, doch in einem zweiten Handlungsstrang wollen Herr und Frau Reich ihre Tochter Anna jeweils mit einem selbst auserkorenen Schwiegersohn verkuppeln. Anna lehnt beide Anwärter strikt ab, weil sie ihren Liebhaber Fenton schon längst gefunden hat.

Bild: Hans-Peter König, Sami Luttinen und Damenchor
Hans-Peter König (Sir John Falstaff), Sami Luttinen (Herr Reich), Damenchor | Foto: Hans Jörg Michel

Dietrich W. Hilsdorf und sein Team (Bühnenbildner Dieter Richter und Kostümbildnerin Renate Schmitzer) versetzen „Die lustigen Weiber von Windsor“ in die Entstehungszeit der Oper, ins Spannungsfeld zwischen Biedermeier und Vormärz, in dem die Flucht in die Innerlichkeit auf die Revolutionsbewegungen von 1848 stieß. Bei der Ouvertüre baumelt dann auch zunächst ein vermeintlicher Missetäter am Galgen. Doch dann nimmt die Handlung im Stile eines Boulevard-Theaterstücks ihren überdrehten und verworrenen Lauf. Es gibt kaum Verweise auf gesellschaftliche oder politische Hintergründe. Einzig beim Schlussbild steht der wilde Bürger-Mob in Ku-Klux-Klan-Gewändern dem hilflosen Opfer gegenüber. Der verhasste Falstaff endet im Sarg, aber nicht ohne eine Flasche Wein hinterhergereicht zu bekommen.

Bild: Ovidiu Purcel und Luiza Fatyol
Ovidiu Purcel (Fenton), Luiza Fatyol (Anna Reich) | Foto: Hans Jörg Michel

Was die Inszenierung – und womöglich auch die Oper selbst – nicht vermochten, nämlich das Publikum begeistern, wurde durch die gesanglichen Leistungen des Ensembles wettgemacht. Wirklich gut geraten sind die großen Chorszenen. Aber auch die Solist_innen glänzten. Hans-Peter König als Sir John Falstaff spielte auch musikalisch die zentrale Rolle, seine Bassstimme kam trotz der vielen Getränke und Speisen, die seine Figur verdrücken musste, gut zur Geltung. Anke Krabbe (Frau Fluth) und Marta Márquez (Frau Reich) konnten stimmlich begeistern, Letztere auch durch ihr sympathisches und gekonntes Schauspiel. Viel Applaus erhielten Ovidiu Purcel (Fenton) und Luiza Fatyol (Anna Reich). In weitere Rollen sangen Richard Šveda (Herr Fluth), Sami Luttinen (Herr Reich), Florian Simson (Junker Spärlich) und Daniel Djambazian (Dr. Cajus). Die musikalische Leitung lag in den Händen von Generalmusikdirektor Axel Kober.

Fazit: Ein langer Opernabend (rund drei Stunden mit zwei Pausen) für Freund_innen von Boulevardkomödien.

„Die lustigen Weiber von Windsor“ sind noch am Samstag, 2. Juli, am Mittwoch, 6. Juli, und am Samstag, 9. Juli, jeweils um 19.30 Uhr, im Opernhaus Düsseldorf zu sehen.

Text: Oliver Erdmann