Weder flauschig, noch nass

Die Kunsthalle Düsseldorf zeigt vom 1. Oktober bis 27. November 2016 eine Gruppenausstellung international bekannter Künstler_innen. Trotz des Titels „Schaf und Ruder / Wool and Water“ sucht man Wolle und Wasser vergebens. Zentrales Objekt ist der Spiegel.

Bild: Kunstwerk von Aron Mehzion

"A I A’" (2016) von Aron Mehzion

Bild: Gregor Jansen
Gregor Jansen, Direktor der Kunsthalle Düsseldorf, bei der Pressekonferenz zur Ausstellung „Schaf und Ruder / Wool and Water“ am 30. September 2016

Ausstellungsmacher Gregor Jansen, Direktor der Kunsthalle Düsseldorf, erläuterte am 30. September vor der Presse seine Intention für diese Kunstschau. Zentrales Werk sei der „Spiegel“ von Gerhard Richter, der eines der wenigen Kunstwerke im Bestand der Kunsthalle sei. Bei der großen Richter-Retrospektive 2012 in Berlin hingt dieser Spiegel gegenüber von Richters frühem Gemälde „Tisch“. Grund für diese Hängung sei die Tatsache gewesen, dass in einer gedruckten Werksübersicht des Künstlers das fragliche Gemälde fälschlicherweise spiegelverkehrt abgebildet wurde. Über vier Jahre entwickelte Gregor Jansen dann seine Idee für eine Ausstellung, die – ausgehend von dem Spiegel – Referenzen, Dopplungen und Verweisungen thematisiert.

 

Bild: Kunstwerk von Lili Dujourie
"Amerikaans Imperialism" (1972-2016) von Lili Dujourie

„Schaf und Ruder / Wool and Water“ ist auch der Titel des fünften Kapitels aus Lewis Carrolls „Alice hinter den Spiegeln“ aus dem Jahre 1871, der Fortsetzung von „Alice im Wunderland“. Alice philosophiert, wie wohl die Welt auf der anderen Seite eines Spiegels aussehen würde. Ein ähnliches Experiment verfolgt die Ausstellung in der Kunsthalle. Die Kölner Künstlerin Astrid Klein steuert das größte Werk bei, eine riesige Spiegelwand, die an den Spiegelsaal in Versailles erinnern soll; die Spiegel hat die Künstlerin durch zahlreiche Schüsse aus einer 9-Millimeter-Magnum bearbeitet und ihnen ein fast diamantenartiges Antlitz verpasst. Der Düsseldorfer Künstler Mischa Kuball platziert seine Lichtprojektion „platon's spiegel“ unter der Treppe ins zweite Obergeschoss, dort wo jahrelang der Richter-Spiegel seinen angestammten Platz hatte.

Bild: Kunstwerk von Rosemarie Trockel
„My Generation, No Meat“ (2010) von Rosemarie Trockel

Weitere Arbeiten stammen von Rosemarie Trockel, Reinhard Mucha, Lili Dujourie, Isa Gensken, Aron Mehzion und Elaine Sturtevant. Persönliche, ja private Referenzen bietet Rosemarie Trockels Collage „CLUSTER I – Bachelor's Luck“ (2015) (Foto ganz unten). Daneben „atmet“ stetig ein monströser schwarze Phallus mit dem Titel „My Generation, No Meat“ (2010). Elaine Sturtevants Kreidezeichnungen „Scale Model for Gober Wall Paper“ (1994) und „Study for Gober Dick Paper“ (1994) (Foto ganz unten) zeigen Vagina und Penis als Widerspiegelung der Menschheit. Der Düsseldorfer Reinhard Mucha ist mit seiner Arbeit „MÄNNER FRAUEN“ (1981) vertreten; über Eck angeordnet spiegelt sich die Schrift
jeweils und davor positionierte Arbeit „Oderin“ (1987) verhindert ein gleichzeitiges Betrachten der Wörter „Männer“ und „Frauen“ – ein sachter Hinweis auf aktuelle Genderdebatten.

 

Bild: Kunstwerke von Richard Mucha
Kunstwerke von Richard Mucha
Bild: Kunstwerke von Richard Mucha
Kunstwerke von Richard Mucha

Bild: Kunstwerk von Rosemarie Trockel
Kunstwerk von Rosemarie Trockel
Bild: Kunstwerke von Elaine Sturtevant
Kunstwerke von Elaine Sturtevant

Wie so oft, ist auch die aktuelle Ausstellung in der Kunsthalle Düsseldorf eher etwas für fortgeschrittene Kunstinteressierte. Hilfestellungen beim Verständnis der Kunstwerke bekommen Kunstneulinge aber bestimmt bei einer der angebotenen Führungen.

Schaf und Ruder / Wool and Water
01.10 – 27.11.2016
Kunsthalle Düsseldorf, Grabbeplatz 4, 40213 Düsseldorf
www.kunsthalle-duesseldorf.de

 

Text und Fotos: Oliver Erdmann