Vor 40 Jahren haben Betroffene die Aidshilfe Düsseldorf e.V. gegründet. Die Aufgaben der Hilfsorganisation sind in den letzten Jahren vielfältiger geworden. Daran wurde bei einer Feier im Düsseldorfer Rathaus in zahlreichen Redebeiträgen erinnert.

Von links: Patrik Maas (Aidshilfe NRW), Harald Schüll, Werner Josten (beide Aidshilfe Düsseldorf), Stefan Miller (Deutsche Aidshilfe), Jan Wippermann, Christian Hillen, Tom Schleberger (Aidshilfe Düsseldorf), Dr. Stephan Keller (OB Landeshauptstadt Düsseldorf), Prof. Dr. Hendrik Streeck (MdB, Drogenbeauftragter der Bundesregierung), Michael Vucinaj (Aidshilfe Düsseldorf).
Am 11. Juni 2025 feierte die Aidshilfe Düsseldorf e.V. mit einem Festakt im Düsseldorfer Rathaus ihr 40-jähriges Bestehen. Zuvor fand eine Gedenkfeier auf dem Burgplatz statt, bei der an Menschen erinnert wurde, die an den Folgen von HIV/Aids gestorben sind.
Oberbürgermeister Dr. Stephan Keller begrüßte die Gäste des Festaktes im Plenarsaal und dankte den Haupt- und Ehrenamtlichen für ihr Engagement in den zurückliegenden vier Jahrzehnten. Es gab Grußworte von Stefan Miller, Vorstandsmitglied der Deutschen Aidshilfe, und Patrik Maas, Landesgeschäftsführer der Aidshilfe NRW. Zwischendrin sahen die Gäste einen Film über die aktuellen Tätigkeitsfelder der Aidshilfe Düsseldorf und hörten Musikbeiträge von Sängerin Marie Rauschen.

Jan Wippermann, Vorstandsmitglied der Aidshilfe Düsseldorf e.V., ließ in einer sehr persönlichen Rede die Zuhörenden teilhaben an seiner eigenen Geschichte mit HIV und Aids. Von seinem ersten Kontakt mit dem Thema – bei der Lektüre des Romans „Wie Max es sah“ von Louis Begley – über seinen ersten schwulen Sexpartner, der sich kurz zuvor mit HIV infiziert hatte und später an Aids starb, bis hin zu seiner eigenen HIV-Diagnose im Jahr 2015, zu einer Zeit, in der HIV längst schon kein Todesurteil mehr war. Damals habe ihm sein Arzt das Testergebnis am Telefon verkündet: „Sie sind positiv, aber wenn Sie Diabetes hätten, wäre es schlimmer.“
Als die Forschung so weit war, dass HIV-Infizierte bei funktionierender antiviraler Therapie nicht mehr als ansteckend galten, sei ihm sein eigenes Stigma genommen worden, so Jan Wippermann. Die gesellschaftliche Stigmatisierung halte indes noch an, wie auch die anderen Redner stets hervorhoben. Daher sei es wichtig, weiter an der Förderung der Aidshilfe-Arbeit festzuhalten, hieß es immer wieder – insbesondere mit Blick auf die anwesenden Politiker*innen aus Bund, Land und der Kommune. Denn – wie Stefan Miller von der Deutschen Aidshilfe es ausdrückte – zur Bedrohung von rechts käme für die Haupt- und Ehrenamtlichen in den Hilfsorganisationen noch die Angst vor Mittelkürzungen hinzu.

Die Festrede hielt Prof. Dr. Hendrik Streeck. Der bekannte Virologe ist seit Kurzem Mitglied des Deutschen Bundestags und seit genau zwei Wochen Beauftragter der Bundesregierung für Sucht- und Drogenfragen. Streeck führte aus, dass kein anderes Virus so gut erforscht sei wie das HI-Virus, aber dennoch gebe es bisher keinen Impfstoff. Er verwies auf die medizinischen Erfolge bei der Behandlung und bekräftigte den Ansatz „Schutz durch Therapie“. Es gebe aber bereits heute die Möglichkeit, die Ausbreitung der Krankheit zu beenden, so Dr. Streeck mit Blick auf eine HIV-Präexpositionsprophylaxe (PReP) mit dem Wirkstoff Lenacapavir. Mit einer Spritze alle 6 Monate können Menschen mit erhöhtem HIV-Risiko effektiv vor einer Infektion geschützt werden. Würde das Medikament dort angewendet, wo es Menschen am meisten brauchten, etwa in Afrika, Ost-Europa und Asien, wäre es ein „Werkzeug zur Beendigung der Epidemie“. Laut Hendrik Streeck fehlt es hierfür an politischem Willen. Deutschland und Europa seien in der Pflicht, Führung zu zeigen – insbesondere nach dem Wegbrechen der USA als Partner.

Michael Vucinaj, Geschäftsführer der Aidshilfe Düsseldorf e.V., dankte allen Rednern und den zahlreichen Gästen für das Kommen und die Unterstützung der Organisationsarbeit. Er blickte abschließend noch einmal auf die Vielzahl von Projekten im Spannungsfeld von Prävention, Aufklärung und Unterstützung, Gesundheitsfürsorge, Antidiskriminierung und Vielfalt. Gemeinsam mit ihren Organisationen Care24 Soziale Dienste gGmbH und Jung und Queer Düsseldorf gGmbH ist die Aidshilfe Düsseldorf e.V. seit einigen Jahren unter der Dachmarke DIVERSITAS – bunt für Düsseldorf aktiv. Zu ihrem Portfolio zählen auch die Trans*beratung Düsseldorf, das queere Jugendzentrum PULS* sowie Projekte wie PRADI (das sich an Menschen mit einer Migrations- oder Fluchtbiografie richtet) oder „Queer im Alter“. Weiterer Schwerpunkt ist der Bereich Youthwork sowie das seit acht Jahren erfolgreiche wöchentliche Testprojekt „Checkpoint“, ein Testangebot für Tests auf HIV und weitere sexuell übertragbare Infektionen.
Im vergangenen Jahr musste die Aidshilfe Düsseldorf wie viele anderen Hilfsorganisationen in Nordrhein-Westfalen noch um die Fortführung ihrer Arbeit bangen. Die Haushaltsplanungen des Landes für 2025 sahen fast 1,6 Millionen Euro an Kürzungen im Etat für die Aidshilfen vor. Nach Protesten und Verhandlungen reduzierte sich der Fehlbetrag auf 400.000 Euro. Für die Aidshilfe Düsseldorf bedeutet dies ein Minus von rund 24.000 Euro in 2025, was besonders Projekte wie XXelle (Angebote für Frauen mit HIV), Herzenslust (Prävention in der schwulen Szene) oder PRADI betrifft.
Im Anschluss an den Festakt waren die Teilnehmenden zu einem Umtrunk im Foyer des Rathauses eingeladen.
Zum Bericht über die Gedenkfeier auf dem Burgplatz geht's hier
Text: Oliver Erdmann