40 Jahre Frauenberatung in Düsseldorf

Mit einem großen Sommerfest hat die frauenberatungsstelle düsseldorf e.V. ihr 40-jähriges Bestehen gefeiert. Seit 1985 ist hier die Fachstelle „Lesben beraten Lesben“ beheimatet. Beratungs- und Gruppenangebote sind auch heute noch stark nachgefragt.

Bild: Plakat "Lesbisch"
Plakat aus den frühen Jahren der Fachstelle „Lesben beraten Lesben“. // Foto: frauenberatungsstelle düsseldorf e.V.

In den Achtzigerjahren fing alles an: Mit einem von Studentinnen der Fachhochschule Düsseldorf initiierten und realisierten Projekt zum Thema „Gewalt gegen Frauen“, das 1982 zur Gründung des Vereins „Notruf und Beratung für vergewaltigte Frauen – Frauen gegen Gewalt“ führte. Die "frauenberatungsstelle düsseldorf" (seit 1996 heißt auch der Verein so) etablierte sich Mitte der 1980er-Jahre mit zwei bezahlten Stellen und 18 ehrenamtlich engagierten Frauen. 1985 entsteht auch der Arbeitsbereich „Lesben beraten Lesben“; spezifische Angebote und die Öffentlichkeitsarbeit des Vereins richten sich nun auch verstärkt gegen Diskriminierung von Lesben.

 

Bild: Eva Werdermann und Eva Bujny
Eva Werdermann (links) und Eva Bujny von der Fachstelle „Lesben beraten Lesben“ bei der frauenberatungsstelle düsseldorf e.V. // Foto: Oliver Erdmann

Seit Beginn ist Eva Bujny mit dabei. Sie hatte zunächst eine Coming-out-Gruppe für Lesben mit ins Leben gerufen. Seit 1990 gibt es einen Lesbenstammtisch, der bis heute existiert und sich regelmäßig trifft. Damals residiert die Frauenberatungsstelle am Oberbilker Markt, in direkter Nachbarschaft zum Lesbenlokal Hexenkessel und dem schwul-lesbischen Café Rosa Mond. Hier treffen sich seit 2006 junge Lesben zum Stammtisch, und auf vielfachen Wunsch wird nach einer Auftaktveranstaltung das Projekt „Lesben und Kinderwunsch“ gestartet. „Mit dem Kinderwunschprojekt sind im Laufe der Jahre etwa 50 Kinder geboren worden“, scherzt Eva Bujny, die auch mit dafür gesorgt hat, dass die für die Frauen bis heute diskriminierende Stiefkindadoption in Düsseldorf ein wenig vereinfacht werden konnte.


Mitte 2020 übergab Eva Bujny den Staffelstab in der Lesbenberatung nach 35-jähriger Tätigkeit an Eva Werdermann. Die 31-Jährige betreut seither die Beratungsarbeit sowie die anderen Bereiche der Fachstelle wie die politische Arbeit, die Öffentlichkeits- und Vernetzungsarbeit und die Organisation von Veranstaltungen. Die Themen seien mit der Zeit vielfältiger geworden, sagt Eva Werdermann. „Es geht nach wie vor ums Coming-out, um Diskriminierungs- oder Gewalterfahrungen, aber auch um Beziehungsprobleme oder das Thema Älterwerden sowie alle weiteren lesbisch-queeren Lebensthemen.“ Erst kürzlich sei die Zielgruppe erweitert worden. „In der Fachstelle sind wir auch offen für die Personengruppe FLINTA*“, so die Fachberaterin. (Anm: die Abkürzung steht für Frauen, Lesben, intergeschlechtliche, nichtbinäre, trans und agender Personen) Der inhaltliche Fokus bleibe aber weiterhin bei dem Thema lesbisch-queere Lebensrealitäten.

 

Bild: Niloufar und Acosta
Niloufar und Acosta leiten seit Mitte Juli 2022 die Gruppe „Lesbians International“. // Foto: Oliver Erdmann

„Viel Raum in der Beratung nehmen auch die Themen Flucht und Migration ein“, ergänzt Eva Bujny. Seit einigen Jahren gibt es deshalb neben dem „Offenen Frauen- und Lesbentreff“ und dem „Treff für Lesben um 50 und älter“ auch die Gruppe „Lesbians International“. Seit diesem Sommer wird dieses „Meet & Greet“-Angebot aus dem Empowerment-Fonds der Landesfachstelle #MehrAlsQueer gefördert. Die queere Gruppe wird von Frauen aus unterschiedlichen Ländern organisiert und von Acosta und Niloufar geleitet. Beide haben in Düsseldorf ein neues Zuhause gefunden. Die Frauenberatungsstelle ist für sie und die übrigen Gruppenfrauen ein sicherer Ort. „Wenn ich hier bin, fühle ich mich gut“, sagt Niloufar.


Eva Werdermann und ihr Team haben aktuell einen Empowerment-Workshop für lesbisch-queere BIPoc organisiert (Anm.: die Abkürzung steht für Black, Indigenous and People of Color). Die vierteilige Reihe (Termine von September bis Dezember 2022) richtet sich an lesbisch-queere Menschen mit Diskriminierungserfahrungen und lässt sie Kreativität als Kraft-Quelle erleben. Eine weitere Veranstaltung am 8. Oktober (15 bis 18 Uhr) widmet sich einem Herzensprojekt von Eva Bujny: Sisterhood – die langjährige Partner*innenschaft zwischen Lesbengruppen aus Namibia und Düsseldorf. Zu der Kooperationsveranstaltung mit der LAG Lesben in NRW (AG Lesben* International) werden Aktivistinnen aus Windhoek zugeschaltet. Anmeldungen sind noch möglich.

 

Gruppentermine:


Offener Frauen- und Lesbentreff
Jeden 3. Donnerstag im Monat von 19.00 bis 22.00 Uhr

Treff für Lesben um 50 und älter
Jeden 2. und 4. Mittwoch im Monat von 19.00 bis 22.15 Uhr

Lesbians International – meet and greet
Jeden 2. und 4. Donnerstag im Monat von 18.00 bis 20.00 Uhr

Weitere Infos: www.frauenberatungsstelle.de

 

Text: Oliver Erdmann