Während die Queerfeindlichkeit im Lande wächst und Angriffe auf queere Menschen und CSDs zunehmen, verhindern Konservative – auch in Düsseldorf –, dass Solidarität mit der Regenbogen-Community gezeigt wird.

Wie die Rheinische Post am 18.05.2005 online berichtet, hat der Geschäftsführer des Düsseldorfer Jobcenters seinen Mitarbeitenden eine offizielle Teilnahme am CSD am kommenden Samstag unterbunden. Wie die Zeitung schreibt, seien die Mitarbeiter*innen darauf hingewiesen worden, „den Namen Jobcenter Düsseldorf an diesem Tag nicht öffentlich zur Schau zu stellen“. Der Jobcenter-Chef versucht im Gespräch mit der Rheinischen Post zu relativieren: Buttons hätten die Mitarbeitenden tragen dürfen, T-Shirts und Banner mit Jobcenter-Logo gingen aber zu weit. Ihm sei die Dynamik vor dem CSD und die geplanten Aktivitäten der Gruppe „zu viel“ geworden, so RP online. [Siehe auch: RP online]
Erst kürzlich hat an anderer Stelle, in der Deutschen Bundeshauptstadt Berlin, Bundestagspräsidentin Julia Klöckner (CDU) verfügt, dass nicht mehr – wie in den Jahren zuvor – zum Hauptstadt-Pride die Regenbogenfahne auf dem Reichstagsgebäude gehisst werden darf. Zudem untersagte sie dem queeren Netzwerk der Bundestagsverwaltung die Teilnahme am Berliner CSD. [Siehe auch: Queer.de]
Fatale Signale in Zeiten, in denen die Queerfeindlichkeit bundesweit zunimmt. Die Statistik des Bundeskriminalamts dokumentiert für das Jahr 2024 mit über 84.000 politisch motivierten Straftaten einen neuen Höchststand – ein alarmierender Anstieg um über 40 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die Gesamtzahl der erfassten Hasskriminalität, also von Taten, die durch gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit motiviert sind, stieg um 28 Prozent auf fast 22.000 Delikte. Darunter befinden sich 1.765 Straftaten aufgrund der sexuellen Orientierung (+17,75 %) sowie 1.152 aufgrund geschlechtsbezogener Diversität (+34,89 %). [Siehe auch: LSVD]

In Düsseldorf kommt es in letzter Zeit wieder vermehrt zu Angriffen auf die Sichtbarkeit von queeren Menschen. Erst gestern (18.06.2025) wurde in den Sozialen Medien ein Foto geteilt, das zeigt, dass Unbekannte den Reinraum an der Adersstraße beschmiert haben, wo zurzeit eine queere Kunstausstellung zu sehen ist. Regelmäßig gibt es Schmierereien und Hassbotschaften auf den Regenbogenbänken, mit denen die Stadt für Toleranz wirbt. Und zunehmend findet man in den Straßen queerfeindliche Aufkleber.

Seit Jahren wehrt sich die Düsseldorfer Stadtverwaltung gegen Regenbogen-Zebrastreifen und gleichgeschlechtliche Ampelpärchen als Zeichen für Vielfalt, Toleranz und Respekt, wie sie zuletzt vor einem Jahr im Stadtrat von SPD, Grünen und FDP gefordert wurden. Was in vielen anderen deutschen Städten geht, sei in Düsseldorf aufgrund der Straßenverkehrsordnung nicht möglich. Oberbürgermeister Dr. Stephan Keller stellte sich damals vor seine Verwaltung. „Hilft eine Ampelfigur irgendeinem Opfer von geschlechterbezogener Diskriminierung?“, fragte der OB in der damaligen Ratssitzung, laut RP online. [Siehe auch: RP online]

Sicher nicht, wird man ihm beipflichten müssen, aber mehr Sichtbarkeit führt eben auch zu mehr Normalisierung. Wenn reaktionäre Kräfte das Rad der Zeit wieder zurückdrehen wollen, müsste eigentlich mehr gegen Diskriminierung und für Akzeptanz queerer Menschen getan werden. Düsseldorf will dies mit einem LSBTIQ+ Aktionsplan angehen, doch der lässt seit Jahren auf sich warten. Gründe hierfür gibt viele, aber das Signal nach außen und an die queere Community ist auch hier: es gibt Wichtigeres. Anfang Juli 2025 – gut zwei Monate vor der anstehenden Kommunalwahl im September 2025 – soll der Aktionsplan nun endlich fertig sein.
Apropos „Es gibt Wichtigeres“: Am 28. Juni 2025 begeht man in der Landeshauptstadt zum ersten Mal den „Düsseldorfer Gedenktag für die queeren Opfer des Nationalsozialismus“. Zu der Feierlichkeit mit Kranzniederlegung, zu der die Mahn- und Gedenkstätte und das LSBTIQ+ Forum Düsseldorf eingeladen haben, schickt OB Keller seine Kulturdezernentin.
Am Samstag, 21. Juni 2025, demonstriert die queere Community mit dem CSD-Marsch durch die Düsseldorfer Innenstadt gegen Diskriminierung und Ausgrenzung. Bei prognostiziert heißem Sommerwetter werden wieder tausende Teilnehmer*innen erwartet. Die Mitarbeitenden des Jobcenters Düsseldorf werden mit dabei sein. Jetzt erst recht!
Text: Oliver Erdmann