Mit „Ruß“ zeigt das Ballett am Rhein das mit dem renommierten Theaterpreis „Faust“ prämierte Handlungsballett von Bridget Breiner – nun auch im Düsseldorfer Opernhaus. Eine Geschichte von Aschenputtel – neu erzählt und hervorragend getanzt.

Nachdem die Neuinszenierung von „Ruß – Eine Geschichte von Aschenputtel“ Ende vergangenen Jahres bereits im Theater Duisburg auf die Bühne gebracht wurde, ist das Stück von Chefchoreografin Bridget Breiner nun auch in Düsseldorf zu erleben. Entstanden ist das Handlungsballett im Jahr 2013, als Breiner Ballettchefin am Gelsenkirchen Musiktheater war. Es machte dort Furore und erhielt zurecht den Deutschen Theaterpreis „Der Faust“ in der Kategorie Choreografie.

In Bridget Breiners Version des Gebrüder-Grimm-Märchens lässt sie die Stiefschwester von Aschenputtel erzählen. Angesiedelt im Bergarbeitermilieu der 1920er-Jahre ist es der Sohn eines Industriellenbarons namens J. R. Prince, der sie links liegen lässt und dem Aschenputtel namens Clara den Vorzug gibt. Livia ist die älteste Tochter einer strengen Mutter, die – nach dem Tod ihres Mannes und sozialem Abstieg – in Claras Vater, einem Vorarbeiter der Bergleute, den neuen Ernährer für sie und ihre beiden Töchter findet. Mit der fröhlichen Clara, die ein herzliches Verhältnis zu ihrem Vater pflegt, kann die Stiefmutter indes nicht viel anfangen. Sie wünscht sich, dass es Livia ist, die durch eine Heirat aufsteigt. Der Ball, auf dem der reiche Jüngling seine zukünftige Braut finden will, gerät für Livia aber zum Fiasko. J. R. Prince verliebt sich in Clara, die bei ihrer überstürzten Flucht von dem Fest, einen ihrer Schuhe verliert. Es ist ein klobiger Bergarbeiterstiefel, der den Verliebten seine Auserwählte wiederfinden lässt. Livia, die zwar auch einen Verehrer findet, findet am Ende aber – nach dem Bruch mit der Mutter – zu einer ebenfalls wichtigen Person: sich selbst.

Musikalisch setzt „Ruß“ auf eine gelungene Mischung von beschwingten Johann-Strauss-Stücken („Aschenbrödel“) als Einspielung mit Hintergrundknistern sowie ebensolchen Aufnahmen von US-amerikanischen Arbeiterliedern („Hello Coal Miner“ von Sarah Ogan Gunning oder „Pretty Bird“ von Hazel Dickens) und ganz wunderbarer Akkordeonmusik – live gespielt von Marko Kassl, der auch schon bei der Gelsenkirchener Aufführung begeisterte.

Für das großartige Bühnenbild zeichnet Jürgen Franz Kirner verantwortlich. Bewegliche rustikale Holzwände lassen blitzlichtartige Momentaufnahmen zu und bilden mit ihren Rückseiten als glitzernde Kohlenwände die Kulisse für den festlichen Ball. Und auch die von der Decke hängenden Kleidungskörben aus einer Ruhrgebiets-Waschkaue werden zu stimmungsvollen Kronleuchtern umfunktioniert.

Bei der Aufführung am 11. Mai 2025 begeistern in den Hauptrollen Balkiya Zhanburchinova (Livia), Camilla Agraso (Sophia), Svetlana Bednenko (Mutter von Livia und Sophia) und Neshama Nashman (Clara) sowie Dukin Seo (Vater von Clara), Skyler Maxey-Wert (J. R. Prince) und Alejandro Azorin (Mitch, ein Arbeiter). Das Stück bietet zahlreiche, hervorragend getanzte Pas des deux und viele schöne Ensembleszenen.
Ein sehenswertes Handlungsballett!

Weitere Vorstellungen im Opernhaus Düsseldorf: Mi 14.05.2025 (19:30 - 21:15), Fr 16.05.2025 (11:00 - 12:45), Sa 17.05.2025 (19:30 - 21:15), Mi 21.05.2025 (19:30 - 21:15), Sa 24.05.2025 (19:30 - 21:15), Mi 28.05.2025 (19:30 - 21:15), Do 19.06.2025 (18:30 - 20:15)
Infos & Tickets: www.operamrhein.de
Text: Oliver Erdmann