Erinnern an queere Verfolgte in der NS-Zeit

Seit März haben sich junge Besucher*innen des queeren Jugendzentrums PULS mit der Geschichte von verfolgten Schwulen, Lesben und Trans* in der NS-Zeit auseinandergesetzt. Am Freitag findet das Erinnerungsprojekt seinen Abschluss um 18.30 Uhr vorm PULS.

Bild: Hände im Regenbogen
Foto: Cottonbro / Pexels / CC0

Gut vier Monate lang haben sich Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 16 und 26 Jahren gemeinsam mit der Künstlerkooperation plöger|winkler|becker, Mitarbeiter*innen des Jugendzentrums PULS und der Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf mit Biografien von LSBTI* während der Nazizeit beschäftigt. Sie haben sich auf eine intensive Spurensuche begeben, wobei sie durch Input von Referent*innen aus Forschung, Wissenschaft und Literatur unterstützt worden sind. Das Ergebnis ist eine sehr persönliche Umsetzung ihrer Gedanken in Wort, Bild und Bewegung. Am Freitag, 02. Juli 2021, ab 18.30 Uhr ist die multimediale Rauminstallation am PULS zu sehen.


Die Künstler*innengruppe plöger|winkler|becker (Bernd Plöger, Erika Winkler, Gila Maria Becker) und Falk Adam, Mitarbeiter im PULS, begleiteten die jungen Queers bei der Erforschung dieses düsteren Kapitels in der deutschen Geschichte. Nach Paragraf 175 des Strafgesetzbuchs wurden Schwule, Lesben und Trans* vor allem in der Nazizeit verfolgt, inhaftiert und hingerichtet. Der Historiker und Buchautor Lutz van Dijk beschäftigt sich in seinem aktuellen Buch „Erinnern in Auschwitz, auch an sexuelle Minderheiten“ mit diesem Thema. Er war einer der Referent*innen, die den Jugendlichen Informationen geben und Fragen beantworten konnten. Auch Dr. Muriel González Athenas von der Ruhr-Universität Bochum stand den jungen Leuten Rede und Antwort. Astrid Hirsch (Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf) und Hafida Seghaoui (Sprecherin des Jugendrats) begleiteten die Teilnehmer*innen auf einer virtuellen Führung durch die Ausstellung der Mahn- und Gedenkstätte und wiesen auf Düsseldorfer Schicksale hin, wie das von Karl Carduck, der 1937 ein Opfer der Schwulenverfolgung war.


Heraus kam eine multimediale Präsentation mit Plakaten, Kollagen, Videoclips und Texten, die nun öffentlich gezeigt wird. Dabei werfen die Jugendlichen den Blick zurück in die NS-Zeit, beschäftigen sich aber auch mit Fragen, die noch heute relevant sind. „Bin ich heute frei?“, „Wie sicher kann ich meinen Weg heute gehen?“, „Kann ich das Schweigen brechen?“ oder „Die Geschichte lehrt uns ständig, aber findet sie auch ihre Schüler*innen?“ – in kurzen Szenen machen sich die jungen Queers auf die Suche nach Antworten. Ein durchweg gelungenes Projekt.


Ermöglicht wurde das Erinnerungsprojekt durch die Förderung durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“.


Erinnern an queere Verfolgte in der NS-Zeit
Freitag, 02.07.2021 | 18.30 bis 20.00 Uhr
Vor dem queeren Jugendzentrum PULS, Corneliusstr. 28, 40215 Düsseldorf

 

Text: Oliver Erdmann