In Düsseldorf wird am 28. Juni 2025 erstmals mit einer zentralen Gedenkfeier an die queeren Opfer des Nationalsozialismus erinnert. Oberbürgermeister Dr. Stephan Keller und Vertreter*innen des LSBTIQ+ Forum Düsseldorf legen Kränze am Denkmal auf der Apollowiese nieder.

In diesem Jahr erinnern das LSBTIQ+ FORUM DÜSSELDORF und die Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf erstmals in einer zentralen Gedenkveranstaltung an die queeren Düsseldorfer*innen, die Opfer der Nationalsozialisten wurden.
Vertreter*innen des FORUMS werden gemeinsam mit Oberbürgermeister Dr. Stephan Keller Kränze am Denkmal auf der Apollowiese niederlegen.
Im Anschluss an die Kranzniederlegung gehen die Teilnehmenden gemeinsam ins Beatrice-Strauss-Zentrum der Mahn- und Gedenkstätte. Hier wird das Theaterkollektiv DüsselDrama um 15.30 Uhr seine szenische Lesung „Allein im Rosa Winkel“ (Premiere am 3. Nov. 2024) präsentieren.
DÜSSELDORFER GEDENKTAG FÜR DIE QUEEREN OPFER DES NATIONALSOZIALISMUS
Samstag, 28. Juni 2025
14.00 Uhr
Kranzniederlegung am LSBTIQ+ Erinnerungsort Düsseldorf („Ein seltsam klassisches Denkmal“ auf der Apollowiese)
15.30 Uhr
„Allein im Rosa Winkel. Eine szenische Lesung. Wiederaufnahme“ im Beatrice-Strauss-Zentrum der Mahn- und Gedenkstätte, Marktstraße 2 (Innenhof)
Zum Hintergrund:
Mit Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 wurden die Maßnahmen gegen Homosexuelle, gegen ihre Kneipen- und Subkultur, gegen ihre Vereine und Zeitschriften, deutlich verschärft. Schon Ende Februar 1933 wurde die Bürgerrechtsbewegung Homosexueller und deren Presseorgane verboten; bekannten Szene-Lokalen wurden die Schank-Konzessionen entzogen. In Düsseldorf erfolgte die Schließung der bekannten Homosexuellen-Lokale sogar schon einige Tage vor dieser Anweisung.
Am 28. Juni 1935 wird die Verschärfung des Paragrafen 175 auf den Weg gebracht und tritt im September 1935 in Kraft. Fortan werden nicht nur so genannte „beischlafähnliche Handlungen“, sondern allgemein „homosexuelle Handlungen“ kriminalisiert. In einigen Fällen sollte für eine Verurteilung sogar ein flüchtiger Blickaustausch oder ein kurzes Gespräch ausreichen.
Im Sommer 1937 verdichtet sich der Terror. Am 28. Juni beginnen mit der Festnahme von Karl Carduck und seinen Freunden die Massenverhaftungen vermeintlich homosexueller Männer in Düsseldorf.
Bei der Verfolgung vermeintlicher Homosexueller waren Kriminalpolizei, Geheime Staatspolizei (Gestapo) und Strafjustiz gleichzeitig tätig. Allein die Gestapo verhaftete in Düsseldorf etwa 400 Männer wegen „homosexueller Handlungen“. Damit war Düsseldorf die Stadt mit den meisten Festnahmen nach Paragraf 175 in ganz Westdeutschland.

ALLEIN IM ROSA WINKEL. EINE SZENISCHE LESUNG. WIEDERAUFNAHME
„Nie wieder ist jetzt!“ hallt es dieser Tage durch deutsche Straßen. Seit Jahren nehmen rechtsextremer Terror und Hasskriminalität hierzulande zu – auch gegen queere Menschen. Nicht ohne Grund fordern daher viele zivilgesellschaftliche Kräfte, dass die Rechte von LSBTIQ* endlich in Artikel 3, Absatz 3 des Grundgesetzes verankert werden sollen. Bislang fehlen sie dort als einzige Opfergruppe des Nationalsozialismus.
Über das Leben, Lieben und Leiden queerer Menschen während der NS-Diktatur ist nach wie vor noch zu wenig bekannt – es fehlt an grundlegender Forschung. Da die Verfolgung und Unterdrückung nach Kriegsende fortgesetzt wurden und queere Opfer aus der Gedenkkultur ausgeschlossen blieben, ist das vorhandene Wissen nicht weit verbreitet.
Dass Düsseldorf ein Zentrum der Verfolgung von Homosexuellen im Dritten Reich war, wissen vermutlich nur wenige. Bis August 1938 verhaftete allein die Gestapo hier etwa 400 Männer – mehr als in jeder anderen westdeutschen Stadt. Durch Überwachung, Razzien und Verhaftungen sollten die queere Subkultur zerstört und die Betroffenen isoliert werden. Doch was ist davon heute noch zu spüren? Wer waren diese Menschen? Wie kann ihnen Gehör verschafft und zu ihrer verdienten Sichtbarkeit verholfen werden?
Zusammen mit Regisseur Marvin Wittiber und seinem Team begaben sich sieben Jugendliche und junge Erwachsene auf eine theatrale Spurensuche ins nationalsozialistische Düsseldorf und widmeten sich in einem Workshop den Geschichten und Lebensrealitäten der aufgrund ihrer vermeintlichen Homosexualität Verfolgten. Daraus entstand eine szenische Lesung, die danach fragt, wie sich die eigene Stimme und der Körper einsetzen lassen, um von ihnen zu erzählen.
Mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen zwischen 16-27 Jahren
Künstlerische Leitung: Marvin Wittiber
Eintritt frei!
Eine Produktion von DüsselDrama in Kooperation mit Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf, Queere Geschichte(n) Düsseldorf e.V., Theatermuseum Düsseldorf und Amt für Gleichstellung und Antidiskriminierung Düsseldorf sowie in Zusammenarbeit mit Stadtarchiv Düsseldorf und Lesben- und Schwulenbibliothek Düsseldorf (LuSBD).
Quelle: Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf