„First Date“ mit dem neuen Ballett am Rhein

Am vergangenen Wochenende war es endlich soweit: Das Ballett am Rhein stellte sich unter der neuen Leitung von Demis Volpi seinem Publikum vor. Die drei Premierenabende konnten jedoch coronabedingt nicht viel mehr sein als ein erstes Kennenlernen.

Bild: Daniele Bonelli und Sara Giovanelli
Big Blur: Daniele Bonelli, Sara Giovanelli // Foto: Bernhard Weis

Ein neuer Ballettchef mit neuem Leitungsteam und neuer Handschrift, viele neue und junge Gesichter in der Tanzkompanie und das Ganze unter Corona-Bedingungen – der Start in die neue Spielzeit 2020/21 hätte nicht aufregender und schwieriger zugleich sein können. Riesig sind die Fußstapfen, die Martin Schläpfer beim Ballett am Rhein hinterlassen hat; unter seiner Ägide wurde das Düsseldorf-Duisburger Ensemble mehrfach zur Tanzkompanie des Jahres gewählt. Der erst 34-jährige Demis Volpi hat sich nun zum Ziel gesetzt, das Repertoire zu erweitern. Deutlich mehr als sein Vorgänger ist der Deutsch-Argentinier ein Freund des Handlungsballetts, was Teile des Publikums freuen wird, die in den letzten Jahren getanzte Geschichten vermisst haben.

 

Das an drei aufeinanderfolgenden Abenden stattfindende „First Date“ ist ein Vorgeschmack auf das, was in Zukunft auf der Bühne zu sehen sein wird. In sechs Kleingruppen stellen sich auch die einzelnen Tänzer*innen dem Publikum vor. Mehr als die Hälfte ist schließlich neu am Ballett am Rhein.

 

Bild: Clara Nougué-Cazenave, Rose Nougué-Cazenave, Rubén Cabaleiro Campo
Look for the Silver Lining: Clara Nougué-Cazenave, Rose Nougué-Cazenave, Rubén Cabaleiro Campo // Foto: Bernhard Weis
Bild: Tommaso Calcia
Private Light: Tommaso Calcia // Foto: Bernhard Weis

Für die US-amerikanische Tänzerin Simone Messmer schrieb Demis Volpi vor neun Jahren das Stück „Allure“ zur Musik von Jazzpianistin Nina Simone. Die Premiere fürs Stuttgart Ballett konnte sie dann allerdings nicht mittanzen. Jetzt ist Messmer nach ihrer Zeit als Solistin beim American Ballett Theatre (New York City) und Stationen in San Francisco und Miami neues Mitglied beim Ballett am Rhein und durfte nun erstmals in Episode 1 „ihr“ Solostück tanzen. Ebenfalls am ersten Abend sind Ausschnitte aus Demis Volpis Choreografie „Private Light“ zu sehen. Lara Delfino und Nelson Lopez Garlo tanzen hierbei ein beeindruckendes Pas de deux. Beide kommen aus Uruguay, wo sie Tänzer am dortigen Nationalballett waren. In „de la Mancha“, einer Volpi-Uraufführung, sind die neuen Tänzer Dukin Seo (aus Korea stammend, zuletzt im Ensemble der Bayrischen Staatsballetts), Kauan Soares (der Brasilianer kommt auch vom Ballet Nacional del Sodre, Uruguay) und Miquel Martínez Pedro (der 18-jährige Spanier hat gerade erst seine Ausbildung am Dance Conservatory of Valencia abgeschlossen) zu erleben. Bereichert wird dieser erste Abend mit „Chaconne“, einer Choreografie aus dem Jahr 1942 von José Limón, einem der wichtigsten Vertreter des Modern Dance im 20. Jahrhundert.

 

Bild: Simone Messmer
Allure: Simone Messmer // Foto: Bernhard Weis
Bild: Lara Delfino und Nelson López Garlo
Private Light: Lara Delfino, Nelson López Garlo // Foto: Bernhard Weis

In Episode 2 des „First Date“ stehen neben Choreografien von Demis Volpi das Stück „Le Spectre de la Rose“ von Mario Galizzi – getanzt von So-Yeon Kim-von der Beck, eines der bekannten Gesichter, und Gustavo Carvalho, der zuvor Erster Solist am National Ballet of Uruguay (Montevideo) war. In einem Ausschnitt aus Aszure Bartons „Awáa“ tanzen Yoav Bosidan und Daniel Smith, die als Paar auch in Coronazeiten körperliche Nähe auf die Bühne bringen können.

 

Bild: Gustavo Carvalho und So-Yeon Kim-von der Beck
Le Spectre de la Rose: Gustavo Carvalho, So-Yeon Kim-von der Beck // Foto: Bernhard Weis
Bild: Yoav Bosidan und Daniel Smith
Awáa: Yoav Bosidan, Daniel Smith // Foto: Bernhard Weis

Am dritten Abend präsentiert Demis Volpi weitere Ausschnitte aus seinen Choreografien, darunter „Elegie“, ein politisches Stück über den Unabhängigkeitskampf der Letten (hervorragend dargestellt von Rashaen Arts und Futaba Ishizaki) und „Quasi una fantasia“, eine tänzerische Auseinandersetzung zwischen Licht- und Schatten-Wesen. „Chalkboard memories“ ist im wahrsten Sinne der Tanz zweier Schuljungs; der Dresdner Niklas Jendrics und der Ungar Edvin Somai haben mit dem Stück erst in diesem Sommer ihren Abschluss an der Palucca Hochschule für Tanz (Dresden) gemacht. Zu guter Letzt tanzen in Episode 3 zwei alte Bekannte, die Tänzerin Feline van Dijken und ihr Partner Eric White, ein komödiantisches „First Date“ in dem Stück „Love Song“ des russischen Tänzers und Choreografen Andrey Kaydanovskiy.

 

Bild: Futaba Ishizaki
Elegie: Futaba Ishizaki // Foto: Bernhard Weis
Bild: Feline van Dijken und Eric White
Love Song: Feline van Dijken, Eric White // Foto: Bernhard Weis

Die Tanzstücke, die auch wegen Corona mit wenigen Ausnahmen ohne Livemusik auskommen müssen, werden an allen drei Abenden ergänzt durch rund 15-minütige Filme der aus Los Angeles stammenden Künstlerin Daisy Long, die die Tänzer*innen in den ersten Tagen des Probenbetriebs in Düsseldorf und Duisburg mit der Kamera begleitet hat. Auch deswegen ist das „First Date“ des neuen Balletts am Rhein eine hervorragende Gelegenheit insbesondere für Ballett-Neulinge, die Welt des Tanzes kennenzulernen. Zudem sind in der Corona-Zeit die Ticketpreise mit maximal 29 Euro erschwinglich. Erfahrene Ballettfreund*innen werden sich indes auf längere Stücke, mehr Gruppentanz und live gespielte Orchestermusik freuen.

 

Weitere Vorstellungen im Opernhaus Düsseldorf:


A First Date - Episode 1
Do 24.09. | 19.30 - 20.45 Uhr
Mi 30.09. | 19.30 - 20.45 Uhr

A First Date - Episode 2
Fr 25.09. | 19.30 - 20.45 Uhr
Do 01.10. | 19.30 - 20.45 Uhr

A First Date - Episode 3
Sa 26.09. | 19.30 - 20.45 Uhr
So 04.10. | 15.00 - 16.15 Uhr

Infos: www.operamrhein.de

 

Text: Oliver Erdmann