Freie Wähler wettern gegen Antidiskriminierungsprojekt

Die Fraktion Tierschutz/Freie Wähler im Rat der Landeshauptstadt Düsseldorf unterstützt die „Besorgten Eltern“ im Kampf gegen das schulische Antidiskriminierungsprojekt SCHLAU. Die Stadtverwaltung musste gestern im Gleichstellungsausschuss Stellung beziehen.

Bild: Kilian Ponert und Paul Jumin Hoffmann

Aufregung über "Die Mitte der Welt": Kilian Ponert und Paul Jumin Hoffmann spielen in dem Theaterstück ein schwules Paar. | Foto: David Baltzer

Ulrike Park, Vertreterin der Fraktion Tierschutz/Freie Wähler im Gleichstellungsausschuss, wollte in gleich zwei Anfragen von der Verwaltung wissen, inwieweit die Stadt das Projekt „Schule der Vielfalt“ und das Antidiskriminierungsprojekt SCHLAU unterstützt. Als Anlass für die Behandlung im Ausschuss am 11. September 2018 wurde das Theaterstück „Die Mitte der Welt“ des Düsseldorfer Schauspielhauses genannt, gegen das die „Besorgten Eltern“ vor einiger Zeit protestiert hatten. Beim jungen Publikum und den zahlreichen Schulklassen ist das Stück überaus beliebt. Konservative Elternvertreter_innen beklagten sich aber gegenüber der Presse, dass Schüler_innen verstört würden, schließlich behandele das Stück offensiv das Thema Homosexualität. Da sich auch die NRW-weiten Projekte „Schule der Vielfalt“ und SCHLAU den Themen Toleranzförderung und Homophobie-Bekämpfung verschrieben haben, wurde nun erneut die angebliche „Frühsexualisierung“ in der Schule angeprangert.


Die Stadtverwaltung sollte also erklären, was die Stadt Düsseldorf für das Projekt „Schule der Vielfalt“ ausgebe (Antwort: nichts) und ob Eltern ihre Kinder vom Sexualkundeunterricht fernhalten dürften (Antwort: nein). Das Schulverwaltungsamt führte dazu aus, dass die Stadt sich nicht in innere Schulangelegenheiten einmische. Hierzu würde auch die Teilnahme am Projekt „Schule der Vielfalt – Schule ohne Homophobie“ zählen, die vom NRW-Schulministerium ausdrücklich im Rahmen der Gewaltprävention empfohlen wird. Darüber hinaus zitierte das Schulamt das Landesschulgesetz: „Die Sexualerziehung dient der Förderung der Akzeptanz unter allen Menschen unabhängig von ihrer sexuellen Orientierung und Identität und den damit verbundenen Beziehungen und Lebensweisen.“ Eine Befreiung von der fächerübergreifenden schulischen Sexualerziehung dürfte Schüler_innen nur aus wichtigem Grund gestattet werden.


Fazit: Die Anfrage der Ratsfraktion Tierschutz/Freie Wähler war eine reine Luftnummer, um das Lieblingsthema einer rechtskonservativen Elternschaft, nämlich den Kampf gegen Aufklärung und Akzeptanzarbeit, prominent zu platzieren. Die Vertreterin von Tierschutz/Freie Wähler hatte keine Nachfragen. Den Vertreter_innen der übrigen Fraktionen war das Thema keine Stellungnahme wert; offenbar sollte den absurden Anfragen der Rechtskonservativen keine weitere Aufmerksamkeit geschenkt werden. Von den Vertreter_innen der Stadtverwaltung hätte man sich aber ein klares Bekenntnis zu dem Projekt „Schule der Vielfalt“ gewünscht. In Düsseldorf hat vor zehn Jahren die Josef-Beuys-Gesamtschule als erste Schule in NRW an dem Projekt mitgewirkt; seither gab es in der Landeshauptstadt keine weitere schulische Initiative in diesem Bereich.


Das Theaterstück „Die Mitte der Welt“ – der Stein des Anstoßes – ist am 24., 25. und 26. September auf der Bühne des Jungen Schauspiels Düsseldorf (Münsterstraße 446) zu sehen. Infos unter www.dhaus.de/programm/a-z/die-mitte-der-welt/

Eine Besprechung des Theaterstücks gibt's unter www.duesseldorf-queer.de/theaterstueck-die-mitte-der-welt/ und www.duesseldorf-queer.de/besorgte-eltern-kritisieren-schauspiel/


Infos zum Projekt „Schule der Vielfalt“ gibt’s unter www.schule-der-vielfalt.de


Infos zum Projekt SCHLAU gibt’s unter duesseldorf.schlau.nrw/

 

Text: Oliver Erdmann