Hilfe bei der Ärzt*innen-Suche

Seit Ende Mai gibt es queermed-deutschland.de, ein neues Online-Verzeichnis für queer- und transfreundliche Ärzt*innen, Therapeut*innen und Praxen. Queere Patient*innen können hier ihre Empfehlungen abgeben und anderen bei der Arzt*innen-Suche helfen.

Bild: Queermed Deutschland

Jede*r möchte sich bei ärztlichen Untersuchungen sicher fühlen und respektiert werden. Egal wie regelmäßig diese stattfinden. Immer wieder gibt es Situationen, in denen sich Personen aus der LSBTIAQ*-Community, Menschen mit Migrationshintergrund oder aufgrund ihres äußerlichen Aussehens vor Diskriminierung, Ausgrenzung und/oder unsensibler Behandlung fürchten müssen. Das neue Online-Verzeichnis queermed-deutschland.de soll LSBTIAQ*-freundliche Praxen, Mediziner*innen, Ärzt*innen und/oder Therapeut*innen auflisten und Menschen aus der LSTBIAQ*-Community und andere Menschen helfen, nicht auf ärztliche Behandlungen verzichten zu müssen. Diskriminierungsfreie und respektvolle Behandlungen sollen für alle möglich sein.


Initiatorin und ehrenamtliche Projektleiterin ist Sara Grzybek aus Köln. Sie ist seit Längerem ehrenamtlich in der LSBTIAQ*-Community engagiert und hatte die Idee für queermed-deutschland.de. Auf Instagram entdeckte sie vor einiger Zeit queermed.at, ein Verzeichnis für queer- und transfreundliche Ärzt*innen in Österreich. „Ich war überrascht, dass es nicht bereits ein solches Verzeichnis in Deutschland gibt, denn die Schwierigkeiten bei der Ärzt*innensuche sind ein allgegenwärtiges Problem“, sagt Sara.


„Für viele Menschen aus der LSBTIAQ*-Community ist es immer noch ein Problem, ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen. Immer noch sind Vorurteile und Ressentiments gegenüber queeren oder trans* Menschen in einigen Köpfen stark“, berichtet sie. Die Suche nach einer Community-freundlichen medizinischen Unterstützung oder nach psychologischer oder psychotherapeutischer Hilfe sei oft nicht einfach, so Sara. „Gerade in solchen Abhängigkeitssituationen ist es wichtig, dass wir dem Menschen mit der medizinischen Ausbildung voll vertrauen können.“

 

Bild: Screenshot Queermed Deutschland
So sieht die Website aus. // Bild: Screenshot queermed-deutschland.de

Bei queermed-deutschland.de können mit Hilfe eines anonymen Fragebogens Empfehlungen ausgesprochen werden, sodass andere Menschen queer- und transfreundliche Ärzt*innen, Therapeut*innen und Praxen leichter finden können. Dabei werden Fragen zum Behandlungsspektrum und dem Miteinander zwischen dem/der Ärzt*in und der behandelten Person abgefragt. Zu jeder Zeit kann die Person selbst entscheiden, welche Informationen sie in der Empfehlung weitergibt.


Neben Menschen aus der LSBTIAQ*-Community sollen auch andere Gruppen, die regelmäßig mit Diskriminierung zu kämpfen haben, Safe Spaces finden können. Über den Fragebogen können beispielsweise Jüd*innen, Muslim*innen, Menschen mit Behinderung oder mehr oder weniger gewichtige Personen als Zielgruppe genannt werden, aber auch Personen mit einem positiven HIV-Status oder Sexarbeiter*innen.


queermed-deutschland.de arbeitet komplett ehrenamtlich, es werden keine Einnahmen generiert. Das Verzeichnis ist noch im Aufbau und lebt von der Mithilfe der LSBTIAQ*-Community. Die meisten Empfehlungen gibt es bislang aus bzw. für NRW, Berlin und Baden-Württemberg. Für Düsseldorf existieren bislang erst zwei Einträge (Stand: Sept. 2021). Auch für Praxen ist das Portal interessant, so gibt es hier einen kleinen Leitfaden für den diskriminierungssensiblen Umgang mit Patient*innen.


www.queermed-deutschland.de

Text: Oliver Erdmann