HIV-Selbsttest soll AIDS verhindern

Der seit Oktober 2018 in Deutschland frei verkäufliche HIV-Selbsttest soll mehr Menschen eine frühe Diagnose und damit eine schnelle Behandlung ermöglichen. Auch die Aidshilfe Düsseldorf bietet den Selbsttest an – zusätzlich aber auch eine Beratung.

Bild: Marco Grober und Peter von der Forst
Marco Grober und Peter von der Forst empfehlen schwulen Männern regelmäßig einen HIV-Test. // Foto: Oliver Erdmann

Die Deutsche AIDS-Hilfe (DAH) glaubt, dass mit dem neuen Selbsttest zahlreiche Aids-Erkrankungen und HIV-Infektionen verhindert werden können. „Die freie Verfügbarkeit senkt die Hemmschwelle und ermöglicht so mehr Menschen eine frühe Diagnose und damit eine Behandlung“, so Sylvia Urban vom DAH-Vorstand in einem Pressestatement. Unter Therapie sei HIV auch nicht mehr übertragbar.

 

Peter von der Forst, Geschäftsführer der Aidshilfe Düsseldorf, sieht das ähnlich. 2017 wurden in NRW knapp 700 HIV-Erstdiagnosen verzeichnet. Doch bei etwa der Hälfte der Fälle wird das Virus erst Jahre nach der Infektion diagnostiziert und damit deutlich zu spät. Der Grund dafür ist, dass manche Menschen einfach den Gang in eine Arztpraxis scheuen oder den Test vor sich herschieben. „Der neue Selbsttest macht den entscheidenden Schritt leichter“, sagt Peter von der Forst. Es gebe Erfahrungen in anderen Ländern, die zeigten: Viele testen sich mit dem HIV-Selbsttest erstmals und häufiger, was die Zahl der Frühdiagnosen deutlich erhöht.

 

Bild: Peter von der Forst
Peter von der Forst, Geschäftsführer der Aidshilfe Düsseldorf e.V. // Foto: Oliver Erdmann

In Apotheken, Drogerien oder im Internet sind derzeit HIV-Selbsttests von drei Herstellern für 20 bis 50 Euro erhältlich, die alle nach dem gleichen Prinzip funktionieren. Ein kleiner Blutstropfen aus der Fingerkuppe wird auf einen Teststreifen gegeben, der nach maximal 15 Minuten anzeigt, ob kein Antikörper nachgewiesen wurde oder ob der Gang zum Arzt ansteht. Wichtig zu wissen ist, dass der Test erst drei Monate nach dem letzten Risikokontakt funktioniert; vorher können keine Antikörper nachgewiesen werden. Ein positiver Selbsttest muss dann durch einen Labortest bestätigt werden.

 

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Marco Grober ist Präventionsexperte bei der Aidshilfe Düsseldorf e.V. // Foto: Oliver Erdmann

Auch wenn die Handhabung des Selbsttests einfach ist, empfiehlt Marco Grober das Testangebot in einem Checkpoint der Aidshilfe. Der Präventionsexperte bei der Aidshilfe Düsseldorf weiß, dass bei einem Test durch einen Arzt Anwendungsfehler ausgeschlossen werden und die direkte Beratung erfolgen kann. Der Test, aber auch ein mögliches positives Ergebnis werfe viele Fragen auf, die hier direkt von erfahrenen Mitarbeitern beantwortet werden könnten. Seit Januar hätten mehr als 600 Menschen den Checkpoint in der Landeshauptstadt besucht, so Grober, und er rechne nicht mit einem Rückgang der Zahlen, weil nun auch jeder sich selbst zu Hause testen könne.


Denn es gibt weitere Gründe für den Besuch eines Checkpoints. Hier wird auch auf andere sexuell übertragbare Infektionen (STI) getestet. Denn Fakt ist, dass in NRW die Zahl der Infektionen mit Syphilis-Erregern, Chlamydien oder Gonokokken sprunghaft steigt. Personen mit häufig wechselnden sexuellen Kontakten sollten sich daher sogar alle drei Monate testen lassen, empfehlen Experten. Der Checkpoint der Aidshilfe Düsseldorf (Johannes-Weyer-Str. 1, 40225 Düsseldorf, 1. Etage) ist jeden Dienstag von 19.00 bis 21.00 Uhr geöffnet. HIV-Schnell- und Labortests sind bis auf Weiteres kostenfrei. Für STI-Checks wird ein Kostenbeitrag erhoben.

 

Text: Oliver Erdmann