Initiative für ein queeres Zentrum in Düsseldorf

Seit der Schließung des Café Rosa Mond vor zwölf Jahren sehnt sich die LSBTIQ*-Community der Landeshauptstadt nach einer Begegnungsstätte für Lesben, Schwule, Bisexuelle, Trans* und Inter* zurück. Jetzt gibt es eine neue Initiative für ein queeres Zentrum in Düsseldorf.

Bild: Queeres Zentrum für Düsseldorf

Viele Ältere erinnern sich noch gut an die 1980er und 1990er Jahre, als die schwul-lesbische Subkultur ihre Heimat im Café Rosa Mond e.V. hatte. Am Oberbilker Markt und später in einem Hinterhofgebäude auf der Oberbilker Allee 310 fanden diverse Veranstaltungen und Partys statt. Hier residierte der bis heute erfolgreiche „Culture Club“, und die Donnerstagsparty war legendär. 1988 gründete sich zudem das Lesben- und Schwulenzentrum Düsseldorf e.V. (LuSZD), das ebenso ein beliebter Treffpunkt der lesbisch-schwulen Szene wurde und seinen Sitz in einem heute nicht mehr existierenden Gebäude an der Kronenstraße 76 hatte. Im Dezember 1997 zog das LuSZD in ehemalige Gewerbegebäude an der Lierenfelder Straße 39, und auch das Rosa Mond musste seinen Stammsitz verlassen und zog in die LuSZD-Räumlichkeiten nach Lierenfeld. Hier ging es noch ein paar Jahre weiter, bis Silvester 2008 die letzte Party im Rosa Mond gefiert wurde und das Lesben- und Schwulenzentrum seine Türen für immer schloss. Zerwürfnisse innerhalb der schwul-lesbischen Gemeinde, aber auch ein verändertes Freizeitverhalten der Community wurden als Gründe angeführt. Doch auch anderswo, etwa in Köln, war die Zeit der schwul-lesbischen Begegnungszentren vorbei.

 

Bild: Cafe Rosa Mond und LuSZD
Es war einmal...: Das Café Rosa Mond existierte bis Anfang 2009 auf der Lierenfelder Straße. Das Lesben- und Schwulenzentrum Düsseldorf (LuSZD) hatte seine Heimat bis 1997 auf der Kronenstraße in Unterbilk. // Fotos: LuSBD

In den zurückliegenden zwei Jahrzehnten ist Vieles neu entstanden. Es etablierten sich zahlreiche Gruppen bei unterschiedlichen Trägern. Die Aidshilfe Düsseldorf baute ihre Präventionsarbeit für Schwule aus und kümmert sich seit einigen Jahren auch um Beratungs- und Gruppenangebote für Trans* Menschen und Männer* mit Migrationsgeschichte. Die Frauenberatungsstelle und der Verein kom!ma sind Anlaufstellen für Lesben. Seit zehn Jahren gibt es das queere Jugendzentrum PULS, und auch für LSBTIQ*-Senior*innen und Regenbogenfamilien wurden Fachstellen ins Leben gerufen. Die Vielzahl an Gruppen und Angeboten in Düsseldorf ist bemerkenswert, doch eines fehlt: ein zentraler Treffpunkt. Einmal im Jahr findet sich die Community zum CSD zusammen (organisiert vom Verein CSD Düsseldorf e.V.), und das LSBTIQ+ Forum Düsseldorf als Arbeitskreis der verschiedenen Community-Gruppen tauscht sich alle zwei Monate aus. Doch richtig beisammen ist man eben kaum.


Das soll sich nun wieder ändern. Zur Kommunalwahl 2020 hat das LSBTIQ+ Forum Düsseldorf zehn Wahlprüfsteine veröffentlicht, anhand derer es mit den Parteien und den Kandidat*innen für das Oberbürgermeister-Amt ins Gespräch kommen wollte. Eine der Forderungen war auch ein „Zentrum für alle“. In einem Interview mit dem Forum ging der damalige OB-Kandidat Stephan Keller gerade hierauf ein. Ein „Zentrum für Alle“ sei wichtig für die Community, so Keller. Seit 2009 gebe es keine Begegnungsstätte mehr und hier müsse Abhilfe geschaffen werden. „Wir werden uns gemeinsam anschauen müssen, wie wir das organisieren könnten“, sagte Stephan Keller, „aber dass es eine Begegnungsstätte gibt, einen Veranstaltungsraum, eine Räumlichkeit, in der man sich treffen kann, Dinge vorbereiten kann oder einfach in den Austausch treten kann, das halte ich für wichtig.“ Es sei auch eine städtische Aufgabe, das nach Kräften zu unterstützen.


Seit November 2020 ist Dr. Stephan Keller der neue Oberbürgermeister von Düsseldorf. Seinen Worten können nun Taten folgen. Das LSBTIQ+ Forum Düsseldorf wird voraussichtlich in seiner nächsten Online-Sitzung Mitte Februar eine Arbeitsgruppe ins Leben rufen, die das Konzept für ein queeres Zentrum erarbeiten soll. Schon jetzt gibt es aber eine Initiative von Forumsteilnehmer*innen, die Ideen für ein solches Begegnungs- und Kommunikationszentrum sammelt und Vorschläge aus allen Richtungen bündeln will. Hierfür gibt es sogar schon eine eigene Webseite (https://queerzentrum.wordpress.com/).


Wer sich mit Ideen und Vorschlägen beteiligen möchte, schreibt einfach eine E-Mail an queerzentrum@mail.de

 

Text: Oliver Erdmann