Nachdem sich Bundeskanzlerin Angela Merkel gestern für eine freie Abstimmung im Bundestag zur Einführung der „Ehe für alle“ ausgesprochen hat, verkündet heute der Düsseldorfer CDU-Chef und Bundestagsabgeordnete Thomas Jarzombek: "Ich werde auf keinen Fall dafür stimmen".
Thomas Jarzombek ist Vorsitzender der Düsseldorfer CDU und Bundestagsabgeordeneter. | Foto: Tobias Koch
Thomas Jarzombek schreibt auf seiner Facebook-Seite: "Ich habe mich immer gegen die Diskriminierung von Homosexuellen eingesetzt und habe hier eine sehr liberale Haltung. Aber
Ehe ist für mich die Verbindung von Mann und Frau. Dinge die nicht gleich sind, sollen auch nicht gleich heißen. Ich werde auf keinen Fall für einen Gesetzentwurf stimmen, der die Ehe für andere
Verbindungen öffnet."
Damit dürfte klar sein, dass das Ende der Diskriminierung von gleichgeschlechtlichen Paaren in Deutschland ohne die Stimmen der Düsseldorfer CDU-Abgeordneten beschlossen werden wird. Denn als
sicher gilt, dass Sylvia Pantel, die als direkt gewählte Abgeordnete für den Wahlkreis Düsseldorf II im Bundestag sitzt, ebenfalls gegen die "Ehe für alle" stimmen wird. Pantel
vertritt erzkonservative Positionen und war vor zwei Jahren durch die Einladung der Homogegnerin Birgit Kelle zu einer Veranstaltung der Frauen-Union negativ aufgefallen. Thomas Jarzombek
hingegen trat sogar beim Düsseldorfer CSD 2016 auf und kam im Politik-Talk mit der Community ins Gespräch. Dass der CDU-Vorsitzende der NRW-Landeshauptstadt auch heute noch nicht verstehen will,
dass es sich bei der Ungleichbehandlung von Menschen aufgrund ihrer sexuellen Identität um Diskriminierung handelt, ist mehr als enttäuschend.
Am 26. Juni 2017 hatte Bundeskanzlerin Angela Merkel in einem öffentlichen Gespräch mit der Zeitschrift "Brigitte" indirekt den Weg für die "Ehe für alle" frei gemacht. Bis
zuletzt war auch sie aufgrund ihres "Bauchgefühls" gegen die vollständige Gleichstellung von hetero- und homosexuellen Paaren, insbesondere im Hinblick auf das Adoptionsrecht. Nachdem sich im
laufenden Bundestagswahlkampf alle anderen Parteien, die für eine Regierungsbeteiligung in Frage kommen, klar positioniert und die "Ehe für alle" zur Bedingung für eine zukünftige Koalition
gemacht haben, lenkte nun auch die Kanzlerin ein. Sie glaube, dass es richtig sei, die gesellschaftlichen Veränderungen zu akzeptieren und eine Abstimmung im Bundestag ohne Fraktionszwang zu
ermöglichen. Bei einer Abstimmung über einen der seit Jahren vorliegenden Gesetzesentwürfe wird eine breite Zustimmung im Parlament – auch aus den Reihen der Unionsfraktion – erwartet.
Text: Oliver Erdmann