Karneval ohne Regenbogen

Mit dem traditionellen Hoppeditz-Erwachen am 11.11. will das Comitee Düsseldorfer Carneval auch trotz Corona in die Karnevalssession 2020/2021 starten. Lediglich ohne Alkoholausschank. Aber auch ohne die KG Regenbogen, die sich aus der kompletten Session zurückzieht – wegen Corona.

Bild: Karnevalsparty der KG Regenbogen
Die traditionelle Sitzungsparty der Düsseldorfer KG Regenbogen fällt im nächsten Jahr aus. // Foto: KG Regenbogen

Die Dachorganisation des Karnevals in Düsseldorf zeigte sich am 3. September 2020 zuversichtlich, dass man am 11.11. in die neue Session starten könne. „Hoppeditz Erwachen auf dem Rathausplatz markiert seit fast 150 Jahren in Düsseldorf den Beginn der fünften Jahreszeit. An dieser Tradition werden wir auch in Zeiten der Corona-Krise festhalten“, betonte CC-Präsident Michael Laumen nach der heutigen Vorstandssitzung des Comitee Düsseldorfer Carneval und fügte hinzu: „Diese Veranstaltung wird aber komplett ohne Alkoholausschank stattfinden.“ Mit Unterstützung der Stadt Düsseldorf werde man ein Hygiene- und Infektionsschutzkonzept erarbeiten und versuchen, möglichst vielen Karnevalisten eine Teilnahme zu ermöglichen. Eine genaue Zahl steht noch nicht fest.


Parallel dazu haben die queeren Karnevalist*innen der KG Regenbogen bekannt gegeben, sich aus der kommenden Session 2020/2021 komplett zurückzuziehen, aufgrund der Corona-Problematik und der sich daraus ergebenden Planungsunsicherheit und dem latenten Gesundheitsrisiko.


Vor dem Hintergrund der anhaltenden Corona-Pandemie, steigender Fallzahlen und sich stetig verändernder gesetzlicher Vorgaben stünden die Vorstände aller Karnevalsgesellschaften immer noch vor vielen offenen und existentiellen Fragen, so Regenbogen-Sprecher Norman Sandrock. Wie gestaltet man die eigenen Sessionseröffnung? Wie sieht der Sitzungskarneval 2020/2021 aus? Wie kann der Rosenmontag gefeiert werden? Welche Regeln sind zu beachten? Reichen die Hygienekonzepte aus? Und natürlich ganz besonders die Frage, wie man ohne große finanzielle Einbußen durch diese Zeit kommt und wie man seine Mitglieder, die Aktiven wie Tänzer*innen und Sänger*innen und die zahlreichen Gäste keinem gesundheitlichen Risiko aussetzt.


Seit Ausbruch der Pandemie hat sich der Vorstand der KG Regenbogen intensiv mit diesen Fragen beschäftigt. Macht eine Durchführung der aktuellen Session und die Teilnahme am Rosenmontagszug 2021 unter dem Aspekt des Gesundheitsschutzes überhaupt Sinn und wenn ja, in welcher Form? „Wir glauben, dass es aufgrund der weiterhin latenten Gefährdung durch das Coronavirus, der darauf politisch abgestimmten Sicherheitsvorgaben und sich stetig ändernden Verordnungen organisatorisch nicht möglich ist, eine reibungslose und für alle Beteiligten zufriedenstellende und ohne gesundheitliche Risiken verbundene Session durchzuführen“, so das Fazit des KG-Vorstandes.


„Wir wollen keine Panik schüren, aber mit Vernunft agieren“, sagt Norman Sandrock. Den Schwächeren gelte dabei das Hauptaugenmerk. „Schwache zu schützen und mitzuhelfen, dass Infektionsketten nicht entstehen, muss auch unser gemeinsames Ziel sein. In diesem Sinne heißt es, für sich selbst und andere Verantwortung zu übernehmen und seine Bedürfnisse als Verein zurückzustellen und das Wohl aller Menschen im Blick zu behalten. Karneval läuft uns nicht weg.“


Die Entscheidung sei dem Regenbogen-Vorstand nicht leichtgefallen. Die Absage der kompletten Session 2020/2021 betrifft schließlich sowohl alle gebuchten Auftritte der Auftrittsgruppe, alle Regenbogen-Veranstaltungen, wie den Närrischen Frühschoppen, den Böse Hupen Ball, die Sitzungsparty und das Kult-Event Tunte Lauf, als auch die Teilnahme am Rosenmontagszug 2021.


Die queeren Karnevalist*innen blicken aber zuversichtlich in die Zukunft: „Bis sich Normalität einstellt, müssen wir uns alle weiterhin in Geduld üben. Wir hoffen das Beste und sind uns sicher, dass wir diese Zeit gemeinsam überstehen werden und bald wieder ausgiebig, unbeschwert und ohne gesundheitliches Risiko Karneval feiern können.“

 

Text: Oliver Erdmann