Geplanter Gedenkort inspiriert Künstler_innen

Die Kunstkommission und das LSBT*-Forum haben gestern der Öffentlichkeit den aktuellen Planungsstand für einen Düsseldorfer Gedenkort für die Erinnerung und Akzeptanz von geschlechtlicher und sexueller Vielfalt vorgestellt.

Bild: Jörg Thomas Alvermann, Katharina Monka, Gabriele Bischoff und Christoph Westermeier
Jörg Thomas Alvermann, Katharina Monka, Gabriele Bischoff und Christoph Westermeier // Foto: Oliver Erdmann

14 internationale Künstler_innen werden in den kommenden Wochen an eigenen Entwürfen für ein Kunst-Denkmal zwischen Rheinkniebrücke und Oberkasseler Brücke arbeiten. Der Wettbewerb wurde ausgelobt von der Kunstkommission Düsseldorf, in der das LSBT*-Forum stimmberechtigt vertreten ist. Die Landeshauptstadt hat für den Wettbewerb einen Betrag von 200.000 Euro zur Verfügung gestellt. Mit dem Mahnmal im öffentlichen Raum soll der Diskriminierung von Lesben, Schwulen und Transgeschlechtlichen gedacht werden. In der Zeit des Nationalsozialismus war Düsseldorf die Stadt mit den meisten Festnahmen nach dem sogenannten Schwulenparagraphen 175 in ganz Westdeutschland.

 

Jörg Thomas Alvermann, Vorsitzender der Kunstkommission, und Gabriele Bischoff, Co-Sprecherin des LSBT*-Forum Düsseldorf, führten bei der Infoveranstaltung am 1. April 2019 in der Kunsthalle am Grabbeplatz in die Thematik ein. Exemplarisch wurden Beispiele für LSBT*-Gedenkorte in Deutschland vorgestellt: Der „Frankfurter Engel“ von Rosemarie Trockel erinnert seit 1994 auf dem Karl-Mann-Platz in Frankfurt am Main an die Homosexuellenverfolgung in Deutschland. Das Künstler-Duo Elmgreen & Dragset konzipierte 2008 das „Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen“ am Berliner Tiergarten als Gedenkstätte mit Video-Installation. In München schuf Ulla von Brandenburg 2014 an der Ecke Oberanger/Dultstraße ein Boden-Kunstwerk als „Denkmal für die in der NS-Zeit verfolgten Lesben und Schwulen“.

 

Bild: Wettbewerbsaufgaben

In Düsseldorf soll ein lebendiger Erinnerungsort geschaffen werden, wobei die zum Wettbewerb eingeladenen Künstler_innen keine Vorgaben erhalten. Gabriele Bischoff verwies aber auf den Wunsch der LSBT*-Community, dass es nicht nur um die Schwulenverfolgung nach dem Paragraphen 175 gehen solle. Lesben, Schwule und Trans* habe es immer gegeben, und sie seien nicht nur Opfer, sondern zum Beispiel auch wichtige Akteure in den Bürgerbewegungen gewesen, so Bischoff. Thomas Alvermann beschrieb den Fortgang des aktuellen Wettbewerbs: Die 14 beteiligten Künstler_innen können bis Mitte Juni 2019 ihre Arbeiten einreichen. Ein erstes Preisgericht wählt Mitte Juli 2019 in einem anonymen Verfahren drei bis fünf Werke aus. Die Teilnehmer_innen für die zweite Wettbewerbsphase haben dann bis Ende Oktober 2019 Zeit, ihre Arbeiten zu präzisieren. Ein zweites Preisgericht kürt dann im November 2019 den Sieger oder die Siegerin.

 

Bild: Jörg Thomas Alvermann, Christoph Westermeier, Katharina Monka, Gabriele Bischoff
Jörg Thomas Alvermann (Vorsitzender der Kunstkommission), Christoph Westermeier (Künstler), Katharina Monka (Künstlerin), Gabriele Bischoff (Co-Sprecherin LSBT*-Forum) // Foto: Oliver Erdmann

Die Künstlerin Katharina Monka und der Künstler Christoph Westermeier stellten das internationale Teilnehmer_innen-Feld vor. Es sei, so Westermeier, das „ganze Spektrum zeitgenössischer Kunst“ vertreten. Der Münchener Künstler Christoph Brech arbeitet in den Bereichen Video, Fotografie und Installation zu Themen wie Zeit und Vergänglichkeit. Das Künstlerkollektiv Coven Berlin beschäftigt sich mit Feminismus, Liebe, Geschlecht, Sexualität und Kunst. Die amerikanische Künstlerin Sharon Hayes (New York City) arbeitet mit den Mitteln von Konzeptkunst, Performance und Videokunst. Lena Henkel setzt sich in Frankfurt und New York mit Genderfragen auseinander. Die Bildhauerin Flora Hitzing lebt und arbeitet in Düsseldorf und wurde (wie auch Christoph Brech) vom LSBT*-Forum vorgeschlagen. Die Berlinerin Kerstin Honeit schafft Kunst an der Schnittstelle zwischen Performance, Videokunst und Installation. Jonathan Horowitz aus New York beschäftigt sich mit Videos, Soundinstallationen, Skulpturen und Fotografien mit politischen Themen. Der israelische Künstler Erez Israeli (Tel Aviv) hat sich auf Skulpturen und Installationen spezialisiert. Mit dem Düsseldorfer Mischa Kuball beteiligt sich ebenso ein bekannter deutscher Konzeptkünstler an dem Wettbewerb. Andrea Knobloch und Ute Vorkoeper aus Hamburg entwickeln unter dem Label missing icons Kunstprojekte im öffentlichen Raum. Der Schweizer Konzeptkünstler Christian Philipp Müller hat an der Düsseldorfer Kunstakademie studiert und beschäftigt sich – mittlerweile in Berlin – mit Machtstrukturen. Der Italiener Niels Betori Diehl und die Österreicherin Barbara K. Prokop arbeiten als Kunstkollektiv „NBDBKP“ in Berlin. Jens Pecho (Berlin/Köln) schafft textbasierte Videos und Installationen oftmals mit queeren Kontexten. Claus Richter aus Köln erzählt Geschichten mit künstlerischen Installationen und Texten.


Im Anschluss an den Wettbewerb werden die Arbeiten aller Künstler_innen dokumentiert und der Öffentlichkeit präsentiert. Der offizielle Beschluss für die konkrete Umsetzung des Erinnerungsortes fällt im Kulturausschuss der Landeshauptstadt Düsseldorf voraussichtlich zu Beginn des Jahres 2020. Das LSBT*-Forum arbeitet parallel an der Konzeption für die Vermittlung der mit dem Erinnerungsort verbundenen Themen. So soll es eine informative Website, Vorträge und regelmäßige Veranstaltungen geben.

 

Weitere Infos:
https://www.duesseldorf-queer.de/mahnmal-zur-lsbt-verfolgung/
https://www.duesseldorf-queer.de/plaene-fuer-mahnmal/

https://www.forumlstduesseldorf.de/denkmal/

 

Text: Oliver Erdmann