DQ-Lesetipp | November 2023

Das Team der Lesben- und Schwulen-Bibliothek Düsseldorf stellt hier regelmäßig lesenswerte Bücher vor. Diesmal: „Großes Gefallen“ von Lillian Fishman und „Die Lüge“ von Mikita Franko. Viel Freude beim Lesen!

Bild: Lesetipp November 2023
Bild: Buchcover "Großes Gefallen"
© Atlantik Verlag

Große Gefallen

Lillian Fishman

 

Atlantik Verlag | ISBN 978-3-455-01393-1

 

In dem Debütroman „Große Gefallen“ von Lillian Fishman geht es um Eve, eine queere Frau in ihren Zwanzigern, die sich in einer langjährigen lesbischen Beziehung mit Romi befindet. Eigentlich ist sie glücklich und liebt ihre Freundin, dennoch beginnt sie ihre Beziehung zu hinterfragen und sehnt sich nach mehr. Eines Abends postet sie anonym Nacktbilder online und unter vielen Kommentaren von männlichen Personen meldet sich Olivia bei ihr.

 

Ziemlich schnell weckt Olivia das Interesse von Eve und die beiden Frauen treffen sich. Doch das Treffen läuft anders als Eve erwartet, denn Olivia möchte ihr Nathan, einen Arbeitskollegen und Freund, vorstellen, mit dem sie eine Affäre hat. 

 

Nach ersten Zweifeln entscheidet sich Eve doch zu einem Treffen mit Olivia und Nathan. Zuerst lediglich an Olivia interessiert, lässt sich Eve von Nathan und seiner Ausstrahlung in den Bann ziehen und die drei beginnen eine intensive erotische Affäre miteinander. 

 

 „Große Gefallen“ ist ein Roman, der sich vordergründig mit den Themen Sexualität, Intimität und Beziehungskonstrukten auseinandersetzt. Tiefgreifender beschäftigt er sich jedoch auch mit Themen wie Machtgefällen und Abhängigkeiten in unseren persönlichen Beziehungen und der Gesellschaft sowie mit den eigenen Bedürfnissen und Erwartungen an sich selbst und wie man diese erfüllt. Das Buch zieht einen während des Lesens immer weiter in die innere Gedanken- und Gefühlswelt der Protagonistin und zeigt auf, wie sie sich mit ihrer Sexualität, ihren erotischen Wünschen, aber auch mit ihren eigenen Überzeugungen auseinandersetzt und diese in ihren zwischenmenschlichen Beziehungen navigiert. 

 

Das Debüt von Lillian Fishman ist zugleich erotisch und kritisch hinterfragend. Die diversen Thematiken werden gekonnt in die Handlung verwoben, weshalb die Auseinandersetzung damit nicht überwältigend wird und das Lesen trotzdem Spaß macht.

Vorgestellt von Natalie Wiedenau

 

Bild: Buchcover "Die Lüge"
© Hoffmann und Campe Verlag

Die Lüge

Mikita Franko

Hoffmann und Campe | ISBN 978-3-455-01541-6

 

Mikita, kurz Miki, ist vier Jahre alt, als seine Mutter an Krebs stirbt. Sein Vater hat sich nie für ihn interessiert und seine Großmutter findet, dass sie schon zu alt wäre, um noch einmal ein Kind großzuziehen. Also landet er bei seinem Onkel Slawa, der selbst gerade erst 21 geworden ist. Was Miki von Anfang an irritiert ist Lew, der Freund von Slawa. Die Irritation beruht übrigens auf Gegenseitigkeit. Auch Lew hatte sich wohl sein Leben anders vorgestellt, als den Neffen seines Lebenspartners zu erziehen.

 

Das vorherrschende Thema des Buches ist die Lüge, die Miki gezwungen wird allen zu erzählen: sein Onkel wäre Single und, sozusagen, alleinerziehender Vater. Lew wird als Freund der Familie dargestellt. Miki darf niemanden nach Hause einladen, nicht bevor die Wohnung von allen gemeinsamen Bildern des Paares und von allen Regenbogenflaggen befreit wurde. In der Öffentlichkeit darf er nicht von seiner Wohnsituation berichten, da sich sonst das Jugendamt einschalten könnte. Auch muss er aufpassen, wen von beiden er in der Alltagswelt als Papa bezeichnet, denn zwei Väter könnten Aufmerksamkeit erregen.

 

Von Anfang an ist Miki von diesem Widerspruch in seinem Leben überfordert. Da er keinen anderen Ausweg sieht, entlädt sich seine Frustration immer wieder in Beleidigungen Slawa und Lew gegenüber.

 

In vielen kleinen Kapiteln und Geschichten erleben wir Mikis Kindheit bis hin zu seiner Zeit als Teenager in Russland. Vieles erinnert an unsere eigenen Erlebnisse, wie der erste Schultag oder der Besuch einer Eisbahn. Aber nicht nur daheim wird Miki mit schwierigen Erlebnissen konfrontiert. In der Schule wird er Opfer von Mobbing und Gewalt, genauso wie eine Reihe seiner Mitschüler. All seine Erlebnisse werden mit einem sehr trockenen Humor des erwachsenen Ich-Erzählers kommentiert.

 

Vorgestellt von Markus Gickeleiter

 

Die Bücher können bei der LUSBD Lesben- und Schwulen-Bibliothek Düsseldorf kostenlos ausgeliehen werden.

 

Lesben- und Schwulenbibliothek Düsseldorf
im Bürgerhaus Angermund
Graf-Engelbert-Str. 9
40489 Düsseldorf
Geöffnet jeden Sonntag von 15.00 bis 16.30 Uhr

Anmeldung erforderlich

www.lusbd.de

 

DQ – Düsseldorf Queer dankt dem Team der LUSBD für die nette Zusammenarbeit.