LSBT*-Geflüchtete bitten um Hilfe

In einem Schreiben an Oberbürgermeister Thomas Geisel und die Flüchtlingsbeauftragte Miriam Koch bitten LSBT*-Geflüchtete aus Düsseldorfer Unterkünften für Asylbewerber_innen dringend darum, eine getrennte Unterkunft für sie zu ermöglichen.

Bild: Stopp homophobe Diskriminierung

Eine Gruppe von 13 LSBT*-Geflüchteten in Düsseldorf bittet die Verantwortlichen um die Findung einer geeigneten Lösung für ihre Probleme bei der Unterbringung. Derzeit führe eine Unterbringung von lesbischen, schwulen, bi- und transsexuellen Asylbewerber_innen gemeinsam mit heterosexuellen Geflüchteten zu „Benachteiligung und der Beeinträchtigung unserer Lebensqualität“. Die Rede ist von Intoleranz und Aggression vieler Asylbewerber gegenüber LSBT*-Geflüchteten. In dem Schreiben, das dq – düsseldorf queer“ vorliegt, berichten sie über ihre alltäglichen Erfahrungen.

In ihren Unterkünften würden sie stigmatisiert. „Menschen blicken uns mit Verachtung an, erzählen böse Witze und versuchen auf diesem Weg, uns zu entwürdigen“, so die Schilderungen. Es gebe ein starkes Angstgefühl, die Waschräume zusammen mit anderen Asylbewerbern zu benutzen, auch aufgrund der Gewalterfahrungen aus anderen Asylheimen. Sogar bei den Mahlzeiten in den Gemeinschaftsküchen gebe es Schikanen vonseiten homo- und transphober Mitbewohner; mehrfach sei das Essen mit Haaren oder kleinen Steinen verunreinigt worden.

„Die Führung der Asylheime ergreift alle mögliche Maßnahmen, um unsere Benachteiligung zu vermeiden und Konflikte mit den anderen Asylbewerbern zu vermeiden“, heißt es ausdrücklich in dem schriftlichen Hilferuf. Die zuständigen Sozialarbeiter_innen seien jedoch überfordert und könnten nicht die vielen alltäglichen Situationen verhindern, in denen LSBT*-Geflüchtete ausgelacht, beleidigt und schikaniert würden.

„Wir haben unsere Heimatländer verlassen aufgrund von Diskriminierung, Demütigung und Ablehnung. Wir möchten in Deutschland unsere Sexualität und geschlechtliche Orientierung frei und ohne jegliche Angst ausleben zu können. Auch wenn das deutsche Gesetz uns nicht unterdrückt, müssen wir über Monaten und Jahren mit den gleichen Menschen aus unseren Herkunftsländern leben, vor denen wir geflohen sind.“

Weil es keine baldige Aussicht auf einen Ausweg aus dieser Situation gebe, da es für Geflüchtete sehr schwer sei, eine Wohnung in Düsseldorf zu finden, seien viele LSBT*-Geflüchtete deprimiert und verzweifelt. Die Gruppe schreibt: „Wir möchten nicht mehr stigmatisiert und verurteilt werden. Wir möchten uns nicht mehr verstecken zu müssen.“ Sie bitten daher in ihrem Brief den Düsseldorfer Oberbürgermeister und die Flüchtlingsbeauftragte um Unterstützung. Ihr Vorschlag, der auch schon von Flüchtlingsbetreuer_innen und Helfer_innen vorgebracht aber bisher nicht weiter verfolgt wurde, lautet: „Wir sehen eine getrennte Unterkunft für LSBT*-Geflüchtete als die einzige mögliche Lösung für unsere Probleme.“

 

Text: Oliver Erdmann | Foto: Fotolia/Fotoeventis