Ohne Feminismus keine queere Emanzipation

Anlässlich des diesjährigen Frauenkampftags fordert das Queere Netzwerk NRW konsequente Maßnahmen zur vollständigen Gleichstellung von FLINTA* und zur Bekämpfung von Sexismus in queeren Community-Strukturen.

Bild: Feminismus-Symbol vor Regenbogen-Legowand
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In der Pressemitteilung, die das Queere Netzwerk NRW zum Internationalen Frauentag am 8. März herausgeben hat, heißt es: „Weiterhin bestehen weltweit Defizite in Bezug auf die Gleichstellung aller Geschlechter – das ist auch in NRW spürbar. Echte Fortschritte kann es dabei nur geben, wenn feministische und queere Politik Hand in Hand gehen – denn Queerfeindlichkeit ist von Frauenfeindlichkeit kaum zu trennen.“


Laura Becker, Vorstandssprecherin des Queeren Netzwerks NRW, erklärt, warum der Kampf für Frauenrechte und Geschlechtergerechtigkeit ein Thema für alle queeren Menschen ist: „Queere Frauen erfahren Queerfeindlichkeit (auch), weil sie der Vorstellung nicht gerecht werden, wie eine Frau zu leben und zu sein hat.“ Das gelte für Frauen, die andere Frauen lieben und begehren, mit ihnen ihr Leben gestalten und Kinder großziehen. Aber auch für diejenigen, die ohne Beziehungen, in queerplatonischen oder polyamourösen Beziehungen leben. Es gälte für Frauen, die mit heteronormativen Rollenidealen in Beruf und Freizeit brechen und für solche, die Weiblichkeit und Frausein leben und bejahen, obwohl die Medizin ihre Körper für männlich oder geschlechtlich „uneindeutig“ hält.


Frauenfeindlichkeit und Sexismus, so Becker weiter, beträfen aber auch Queers, die keine Frauen sind: „In einer frauenfeindlichen Gesellschaft wird jede Verbindung mit Weiblichkeit als negativ bewertet. Frauenfeindliche Diskriminierung trifft also auch trans* Männer und nichtbinäre Personen, die wegen ihres Personenstands, ihres Aussehens oder anderer Merkmale als Frau wahrgenommen werden. Und etwas weitergedacht trifft frauenfeindliche Diskriminierung auch (queere) cis Männer – wenn sie z.B. vermeintlich zu feminin auftreten.“ Queere Communities seien also Teil feministischer Kämpfe, quer durch alle politischen Ressorts und Lebensbereiche.


Feministischer Aktivismus in queeren Communities sei auch eine Frage der selbstkritischen Weiterentwicklung in den eigenen Strukturen, ergänzt Dr. Vera Uppenkamp, Vorständin im Queeren Netzwerk NRW und in der Rosa Strippe e.V. in Bochum. „Wir dürfen uns angesichts gesellschaftlicher Angriffe auf unsere Communities nicht spalten lassen. Queere Communities sind am stärksten, wenn all ihre Mitglieder miteinander solidarisch sind. Das bedeutet: Keine Kompromisse bei der lesbischen Sichtbarkeit! Keine Toleranz für Sexismus, Trans- und Interfeindlichkeit in den eigenen Reihen! Konsequente Einbindung aller Geschlechter in Entscheidungsstrukturen, zum Beispiel über FLINTA-Quoten!“

 

Anmerkung: Das Kürzel FLINTA* steht für Frauen, Lesben, intergeschlechtliche, nichtbinäre, trans und agender Personen.

 

Quelle: Queeres Netzwerk NRW