Boulevardeske Oper

Seit Ende April 2017 ist die Oper „Don Pasquale“ in der Inszenierung des mexikanischen Startenors Rolando Villazón im Opernhaus Düsseldorf zu erleben. Freund_innen großer Stimmen und von Boulevard-Komik kommen gleichermaßen auf ihre Kosten.

Bild: Lucio Gallo

Lucio Gallo (Don Pasquale) FOTO: Thilo Beu

Gaetano Donizettis komische Oper „Don Pasquale“ ist eine Herausforderung. Ein alter Mann heiratet eine junge Frau, wird aber Opfer einer Intrige und ist am Schluss im Reinen mit sich und der Moral „Alt und Jung verträgt sich nicht“. Viel Platz ist da nicht für Hintergründiges – und Rolando Villazón sucht in seiner sechsten Operninszenierung auch gar nicht erst danach. Er versetzt die Geschichte des Dreiakters kurzerhand in die Kunstwelt der Siebziger Jahre.

 

Bild: Szene aus Don Pasquale
Elena Sancho Pereg (Norina), Lucio Gallo (Don Pasquale), Ioan Hotea (Ernesto), Chor der Deutschen Oper am Rhein FOTO: Thilo Beu

Sein Don Pasquale ist Liebhaber alter Meister und junger Frauen – und muss nach der Hochzeit mit der jungen Norina mit ansehen, wie diese sein Haus in eine Pop-Art-Galerie verwandelt und dort Flower-Power-Kiffer-Partys veranstaltet. Alles nur, um dem Alten zu zeigen, dass es nichts werden kann mit Alt und Jung und um letzten Endes die Zustimmung zur Vermählung mit dessen Neffen Ernesto zu bekommen. Die Szenen sind aufgrund ihrer Opulenz und der vielen Kunstreferenzen recht nett anzuschauen, doch die in die Kunstszene verlegte Story wirkt etwas an den Haaren herbeigezogen. Dazu kommen die Klamauk-Einlagen der Statisterie und der Running-Gag mit einem Kunstdieb, der sich am Ende als hübsche junge Frau entpuppt, mit der Don Pasquale anbandeln kann – alles reichlich boulevardesk. Das eher ältere Opernpublikum findet dies alles aber recht amüsant.

 

Bild: Elena Sancho Pereg und Ioan Hotea
Elena Sancho Pereg (Norina), Ioan Hotea (Ernesto) FOTO: Thilo Beu

Davon abgesehen sind die gesanglichen und musikalischen Leistungen des Abends auf bewährt hohem „Deutsche Oper am Rhein“-Niveau. Für die ersten Aufführungen wurde der berühmte italienische Bariton Lucio Gallo für die Titelpartie gewonnen. Seinen Part wird in der Folge Thorsten Grümbel aus dem Düsseldorfer Ensemble übernehmen. Ensemblemitglied Elena Sancho Pereg ist die Idealbesetzung für die Rolle der Norina; die „Nachwuchskünstlerin des Jahres 2015“ (Jahrbuch Opernwelt) wird vom Publikum bejubelt. Ebenso der junge rumänische Tenor Ioan Hotea, der als Ernesto in Düsseldorf gastiert. Des Weiteren singt Dmitri Vargin den Part des Dottor Malatesta. Die Düsseldorfer Symphoniker leitet der junge australische Dirigent Nicholas Carter.

 

Bild: Szene aus Don Pasquale in Düsseldorf
Norina (Elena Sancho Pereg) umarmt Andy Warhol – FOTO: Thilo Beu
Bild: Ioan Hotea und Lucio Gallo
Ioan Hotea (Ernesto), Lucio Gallo (Don Pasquale) – FOTO: Hans Jörg Michel

Weitere Aufführungen von „Don Pasquale“ im Opernhaus Düsseldorf:
Mi 10.05. – 19.30 Uhr  /  Sa 13.05. – 19.30 Uhr  /  Fr 19.05. – 19.30 Uhr  /  So 21.05. – 15.00 Uhr  /  Fr 26.05.  –  19.30 Uhr  /  So 28.05. – 15.00 Uhr  /  Sa 03.06. – 19.30 Uhr

Infos: www.operamrhein.de

 

Text: Oliver Erdmann