Die Deutsche Oper am Rhein präsentiert „Prima la Mamma!“. Die Komische Oper von Gaetano Donizetti wird in der Inszenierung des US-Amerikaners Daniel Kramer zu einer knallbunten Farce, die das Publikum spaltet.

Als der italienische Komponist Gaetano Donizetti (1797-1848) im Alter von gerade mal 30 Jahren seine Arbeit an „Le convenienze ed inconvenienze teatrali“ (Sitten und Unsitten am Theater) begann, hatte er bereits 20 Opern komponiert und war neben Giuseppe Verdi und Vincenzo Bellini einer der Großen im Operngeschäft. Als alter Hase hatte er schon viel erlebt, was ihn vermutlich zu seiner Parodie auf die Opernwelt inspirierte. Neben der Musik ist Donizetti auch für das Libretto verantwortlich. Sein Werk, das die Oper am Rhein unter dem Titel „Prima la Mamma!“ bereits vor gut einem Jahr im Theater Duisburg aufgeführt hat, feierte jetzt Premiere im Düsseldorfer Opernhaus.

Der US-amerikanische Regisseur Daniel Kramer treibt in seiner Inszenierung die Komische Oper von Donizetti als formvollendete Farce auf die Spitze. Sein Stück ist Klamauk hoch zehn, seine Figuren sind grotesk bis frivol. Die Opernsänger*innen haben sichtlich Freude am verrückten Spiel und geben wirklich alles. Das Bühnenbild von Justin Nardella und die Kostüme von Shalva Nikvashvili setzen dem Ganzen noch die Krone auf. So schrill-bunt ist es selten auf einer Opernbühne.

Eine reisende Operntruppe probt in den Räumen einer Schule einen Antikenschinken. Das künstlerische Team – der Regisseur (Günes Gürle), der Maestro (Torben Jürgens) und der Librettist (Jacob Harrison) – hat es mit einem bunten Haufen von Künstler*innen zu tun, die alles andere als miteinander harmonieren. Die Primadonna Daria (glaubhaft gespielt und hervorragend gesungen von Elena Sancho Pereg) will stets im Mittelpunkt stehen, wofür auch die Handlung der Oper kurzerhand umgeschrieben werden muss. Die Sängerin Luigia (ebenfalls grandios besetzt mit Charlotte Langner), die hinter der Diva zurückstehen muss, aber doch so gerne mal eine große Rolle spielen beziehungsweise singen würde. Der tuckige Tenor mit Namen Jesus Alejandro Perez Lope de Vega (großartig verkörpert von Andrés Sulbarán), der den Librettisten mit seiner falschen Aussprache zur Weißglut bringt. Oder Dorothea (Kimberley Boettger-Soller), die in einer Hosenrolle ebenfalls mit den Launen der Primadonna zu kämpfen hat und genervt das Weite sucht. Und dann sind da noch Procolo (Jake Muffett), der Gefährte der Primadonna, mit seinem ausgeprägten Hang zu schriller Kleidung und Frauenperücken, und Luigias Mutter Agata (David Stout) mit ihrer einnehmenden Art und imposantem Mörderbusen, die beide später als talentfreie Sänger*innen aushelfen müssen und den Karren vollends vor die Wand fahren. Die Proben laufen derart aus dem Ruder, weshalb das Opernprojekt schließlich komplett eingestellt wird.

Viel Zwischenapplaus spendet das Publikum bei der Premiere am 2. Oktober 2025 im Düsseldorfer Opernhaus. Es wird viel gelacht, und die künstlerische Leistung der Sänger*innen sowie der Düsseldorfer Symphoniker unter der musikalischen Leitung von Hendrik Vestmann wird am Ende der Aufführung mit großem Applaus gewürdigt. Der Regisseur Daniel Kramer muss sich aber auch einige Buhrufe anhören. Nicht allen im Publikum haben die übertriebenen Elemente der Inszenierung gefallen. Und ja, an manchen Stellen schießen Kramer und sein Team über das Ziel hinaus. Aber alles in allem ist „Prima la Mamma!“ wirklich gute Unterhaltung und ein hervorragendes Beispiel dafür, dass Oper nicht verstaubt sein muss. Und wer bei Mamma Agatas Arie im zweiten Teil des Abends nicht Tränen lachen muss, findet wohl auch Loirot nicht lustig.

Weitere Aufführungen im Düsseldorfer Opernhaus: Sa 04.10.2025 (19:30 - 21:45), Sa 11.10.2025 (19:30 - 21:45), Sa 25.10.2025 (19:30 - 21:45), So 02.11.2025 (18:30 - 20:45), Sa 22.11.2025 (19:30 - 21:45)
Infos unter www.operamrhein.de
Text: Oliver Erdmann