Düsseldorfer LSBTIAQ*-Geschichte wird aufgearbeitet

Im Stadtarchiv der Landeshauptstadt Düsseldorf werden seit einigen Jahren Materialien zum Themenbereich LSBTIAQ* gesammelt. Eine Arbeitsgruppe mit Vertreter*innen der Community arbeitet sich derzeit durch gut 50 Jahre Emanzipationsgeschichte.

Bild: Teilnehmende an der Arbeitsgruppe im Stadtarchiv
Teilnehmende an der Arbeitsgruppe im Stadtarchiv im September 2022: v.l.n.r. Kerstin Früh, Stefan Roggel, René Kirchhoff, Rita Polte, Inka Wilhelm, Reinhard Schmidt, Bernd Plöger, Christine May. // Foto: Oliver Erdmann

Seit ein paar Jahren gibt es im Stadtarchiv der Landeshauptstadt einen eigenen Sammlungsschwerpunkt, um die wechselhafte Geschichte der LSBTIAQ*-Community in Düsseldorf für die Zukunft zu bewahren. Zuständig ist Mitarbeiterin Kerstin Früh, die schon eine Menge Material zusammengetragen hat. Nachdem der Rat der Stadt den Auftrag für diesen besonderen Themenschwerpunkt gegeben hatte, kamen aus der Community – insbesondere über einen Aufruf des LSBTIQ+ Forum Düsseldorf – zahlreiche Zeitschriften, Flyer und Poster, aber auch Dokumente wie Versammlungsprotokolle und Briefwechsel zusammen.


Dieses Material ist Grundstein für die Tätigkeit einer Arbeitsgruppe, zu der Kerstin Früh seit 2021 regelmäßig interessierte Vertreter*innen der Community einlädt. Ziel ist es, die queere Emanzipationsgeschichte in der Landeshauptstadt zu beleuchten und zu dokumentieren. Die Ergebnisse sollen im Rahmen einer Online-Ausstellung mit dem Arbeitstitel „50 Jahre LSBTIQ*-Emanzipation in Düsseldorf“ veröffentlicht werden. Bisher wurde das Konzept erarbeitet, jetzt folgt die Sichtung der Materialien und die Textarbeit. Allerdings sind beim vorliegenden Material, insbesondere bei Zeitschriften-Ausgaben, noch einige Leerstellen vorhanden.


So wurde in den 1990er-Jahren monatlich die Zeitschrift „Facette“ vom Lesben- und Schwulen-Zentrum Düsseldorf e.V. herausgegeben. Für das gesamte Jahrzehnt sind die kostenlos verteilten Hefte eine hervorragende Quelle, um Aktivitäten und Herausforderungen der damaligen Zeit bewerten zu können. In der Facette wurde alles dokumentiert, was die schwul-lesbische Community zu der Zeit bewegte. Über 100 Ausgaben mit zuletzt 3000 Exemplaren wurden veröffentlicht. Viele Monatshefte fehlen jedoch in der Sammlung des Stadtarchivs. (Siehe Liste am Ende dieses Artikels)

 

Bild: Titelseiten der Zeitschrift "Facette"
Titelseiten der ersten und der 100. Ausgabe der Zeitschrift "Facette". // Quelle: Stadtarchiv der Landeshauptstadt Düsseldorf

Die Hoffnung von Kerstin Früh und ihren Mitstreiter*innen ist, dass viele Schätze noch in den persönlichen Archiven, in Regalen und Kellern schlummern. Der Aufruf der Engagierten, darunter Vertreter*innen der Fachstelle „Altern unterm Regenbogen“, der „Schwulenberatung Düsseldorf e.V.“, des „Gendertreff e.V.“, von „Queere Geschichte(n) Düsseldorf e.V.“ und geschichtlich interessierte Aktivist*innen, geht an alle LSBTIAQ*, die die Anfangsjahre der queeren Bewegung in den Siebzigern sowie in den nachfolgenden Jahrzehnten in Düsseldorf verbracht haben und eventuell sogar in der Szene aktiv gewesen sind:


„Wir suchen Material zur queeren Emanzipationsbewegung in Düsseldorf! Plakate, Flyer, Zeitschriften, Zeitungsausschnitte – einfach alles, was seit den 1970er-Jahren (und eventuell schon früher) Auskunft darüber gibt, wie Lesben, Schwule, Bisexuelle sowie trans* und inter* Menschen in Düsseldorf gelebt haben, was sie erlebt haben und was sie bewegt hat. Neben gedruckten Texten können dies auch Erinnerungen sein, die mündlich wiedergegeben werden können. Personen, die ihre Erlebnisse und ihre Lebensgeschichte mit uns teilen wollen, sind ebenso herzlich willkommen!“


Tatsächlich sind neben der Arbeit mit Archivmaterial Interviews mit Zeitzeug*innen ein weiteres Betätigungsfeld der Arbeitsgruppe beim Stadtarchiv. Einige Menschen wurden bereits interviewt, konnten ihre Geschichten erzählen und über ihre Erfahrungen von damals bis heute berichten. In der Geschichtswissenschaft ist von „Oral History“ die Rede, eine Methode, bei der Zeitzeug*nnen zu bestimmten Ereignissen befragt und von den Interviewer*innen möglichst wenig beeinflusst werden sollen.


Wer das Stadtarchiv und die Arbeitsgruppe unterstützen möchte, kann gerne Kontakt aufnehmen.

 

Insbesondere werden von der Zeitschrift „Facette“ folgende Ausgaben gesucht:


Jahrgang 1990: Hefte 4, 8, 11, 12
Jahrgang 1991: Hefte 2, 7-10
Jahrgang 1992: Hefte 2, 3, 5, 6, 9-12
Jahrgang 1993: Hefte 2-6 und 9
Jahrgang 1994: Heft 1
Jahrgang 1999: Heft 5 und folgende

 

Kontakt:
Queere Geschichte(n) Düsseldorf e.V. | Oliver Erdmann |

E-Mail: info@queere-geschichten-duesseldorf.de

 

Text: Oliver Erdmann