Queerfilmfestival 2020 im Bambi

Im Düsseldorfer Bambi-Kino startet am 2. September das große Queerfilmfestival 2020, das zeitgleich auch in neun weiteren deutschen Städten und in Wien stattfindet. Unter dem Motto „Uns gehört die Welt!“ sind 18 queere Filme zu sehen.

Bild: Uns gehört die Welt - Queerfilmfestival 2020

Zwölf der ausgewählten Filme sind exklusiv im Kino zu sehen, weitere sechs Filme – inklusive eines Kurzfilmprogramms –werden als Online-Premieren gezeigt. Mit dabei sind Highlights aus Cannes, Venedig, Sundance und der Berlinale. Mit wenigen Ausnahmen laufen die Filme als deutsche Erstaufführungen.

 

Bild: Filmstill "Futur drei"
Futur drei // Foto: Edition Salzgeber
Bild: Filmstill "Port Authority"
Port Authority // Foto: Edition Salzgeber

02.09.2020 | Als Eröffnungsfilm ist mit dem Teddy-Gewinner „Futur drei“ eine postmigrantische Coming-of-Age- und Liebesgeschichte aus Hildesheim zu sehen, die zugleich aktivistisches Popcornkino ist. In dem queeren Liebesfilm „Port Authority“ verliert Nachwuchsstar Fionn Whitehead sein Herz in der New Yorker Ballroom-Community.

 

Bild: Filmstill "Neubau"
Neubau // Foto: Edition Salzgeber
Bild: Filmstill "Bohnenstange"
Bohnenstange // Foto: Edition Salzgeber

03.09.2020 | Im Heimatfilm „Neubau“ (Max Ophüls Preis 2020) stellt sich ein junger queerer Mann in der Uckermark die Frage, wo und wie er leben möchte. Aus Cannes kommt das russische Soldatinnen-Drama „Bohnenstange“, das von der Kritik frenetisch gefeiert und mit dem Regiepreis der Sektion „Un Certain Regard“ ausgezeichnet wurde.

 

Bild: Filmstill "Baby Jane"
Baby Jane // Foto: Edition Salzgeber
Bild: Filmstill "Are We Lost Forever"
Are We Lost Forever // Foto: Edition Salzgeber

04.09.2020 | Shootingstar Roosa Söderholm und die Sängerin Maria Ylipää glänzen im finnischen Film „Baby Jane“ als leidenschaftliches Paar. Das schwedische Liebesdrama „Are We Lost Forever“ erzählt vom drastischen Ende einer schwulen Beziehung.

 

Bild: Filmstill "Im Stillen laut"
Im Stillen laut // Foto: Edition Salzgeber
Bild: Filmstill "Moffie"
Moffie // Foto: Edition Salzgeber

05.09.2020 | „Im Stillen laut“ porträtiert die beiden 81-jährigen Künstlerinnen Erika Stürmer-Alex und Christine Müller-Stosch, die seit Jahrzehnten auf einem Hof in Brandenburg zusammenleben und -arbeiten. Die US-amerikanische Transgender-Komödie „Adam“ war bereits in Sundance ein Publikumshit. Im südafrikanischen Drama „Moffie“ kämpft ein schwuler Wehrdienstleistender im Jahr 1981 gegen die unmenschlichen Repressionen und die toxische Männlichkeit des Apartheid-Regimes.

 

Bild: Filmstill "Eine total normale Familie"
Eine total normale Familie // Foto: Edition Salzgeber
Bild: Filmstill "Der Prinz"
Der Prinz // Foto: Edition Salzgeber

06.09.2020 | Der dänische Film „Eine total normale Familie“ beginnt mit dem Trans-Outing eines Familienvaters. In dem vielschichtigen Drama „Minjan“ wird ein schwuler Teenager aus einer jüdisch-russischen Einwandererfamilie im New York der späten 1980er erwachsen. Der erotische Gefängnisfilm „Der Prinz“ spielt im Chile des Jahres 1970 am Vorabend der Präsidentschaft Salvador Allendes und erhielt in Venedig den Queeren Löwen.

 

Bild: Filmstill "Gleichung mit einem Unbekannten"
Gleichung mit einem Unbekannten // Foto: Salzgeber
Bild: Filmstill "Herz aus Dynamit"
Herz aus Dynamit // Foto: Edition Salzgeber

Online verfügbar ab 02.09.2020 | Die musikalische Liebeskomödie „Benjamin“ des britischen Star-Comedians Simon Amstell bringt Colin Morgan und Phénix Brossard zueinander. Kultregisseur Yann Gonzalez hat für uns den französischen Kunstporno „Gleichung mit einem Unbekannten“ (1980) wiederentdeckt. Ein „Herz aus Dynamit“ bilden zwei Freundinnen in Guatemala City, die erst Opfer eines Verbrechens werden und dann gemeinsam Rachepläne schmieden.

 

Bild: Filmstill "Lola und das Meer"
Lola und das Meer // Foto: Edition Salzgeber
Bild: Filmstill "Die Starken"
Die Starken // Foto: Edition Salzgeber

Im belgisch-französischen Drama „Lola und das Meer“ unternehmen eine junge trans Frau und ihr Vater zusammen einen Roadtrip. „Die Starken“ sind ein angehender Architekturstudent und ein Hafenarbeiter, die sich an der rauen Küste Süd-Chiles ineinander verlieben. Das Kurzfilm-Programm „Lonely Wolves“ unserer Freund_innen von XPOSED versammelt einen bunten Strauß nicht-heterosexueller Miniaturen.

 

New York Retrospektive


Zu fast jeder queeren Biografie gehört es, die Heimat zu verlassen und an einem neuen Ort von vorne anzufangen. Für diesen „neuen Ort“ steht New York wie keine andere Stadt. Gleich drei Filme des Hauptprogramms („Adam“, „Minjan“ und „Port Authority“) spielen in jener Stadt, die schon immer Fluchtpunkt für queere Sehnsüchte, Befreiungen und Selbstfindungen war und vielleicht noch heute ist. In unserer Retrospektive „New York, New York“ feiern wir 35 Jahre Film- und Stadtgeschichte mit 12 weiteren queeren Filmen.

 

Bild: Filmstill "Buddies"
Buddies // Foto: Edition Salzgeber
Bild: Filmstill "Jamie und Jessie"
Jamie und Jessie // Foto: Edition Salzgeber

Buddies“ von Arthur J. Bressan Jr. zeigt uns New York im Jahr 1985 als Ort, der von HIV/Aids heimgesucht wird. Als erster Spielfilm überhaupt thematisierte „Buddies“ die Epidemie – und gilt heute als ein Meilenstein des schwulen Kinos. Der Film läuft bei uns in restaurierter Fassung.
In den folgenden Jahrzehnten ist New York mal Projektionsfläche für die eigenen Träume, die sich endlich erfüllen sollen, wie im lesbischen Coming-of-Age-Film „Jamie und Jessie sind nicht zusammen“ (2011) von Wendy Jo Carlton; mal ist es ein Ort, den die Figuren hinter sich lassen wollen, um schmerzhafte Erfahrungen zu verdrängen, wie im berührenden lesbischen Drama „Becks“ (2017) von Elizabeth Rohrbaugh und Daniel Powell.

 

Bild: Filmstill "Becks"
Becks // Foto: Edition Salzgeber
Bild: Filmstill "Liebestod auf Long Island"
Liebestod auf Long Island // Foto: Edition Salzgeber

Bild: Filmstill "The Four-Faced Liar"
The Four-Faced Liar // Foto: Edition Salzgeber
Bild: Filmstill "Bizarre"
Bizarre // Foto: Edition Salzgeber

Raus aus der Stadt und auf die New Yorker Insel Long Island geht es in Richard Kwietniowskis Tragikomödie „Liebestod auf Long Island“ (1997), in der ein alternder Schriftsteller (John Hurt) einem attraktiven Jungschauspieler (Jason Priestley) verfällt. Jacob Chase schickt uns in „The Four-Faced Liar“ (2010) in eine hippe Wohngemeinschaft im West Village und in die titelgebende Lieblingskneipe der Hauptfiguren, in der sich bald ein queeres Liebeschaos entwickelt.
Étienne Faure zieht uns in „Bizarre“ (2015) in die sexuelle Erweckungsgeschichte eines jungen Franzosen und in die berühmt-berüchtigte queere Burlesque-Bar gleichen Namens in Brooklyn. Und auch in „Concussion“ (2013) von Stacie Passon ist New York der Ort, an dem Fantasien ausgelebt werden können: wenn eine brave Vorstadt-Mutter beginnt, in einem Apartment in Manhattan Sexdienste für Frauen anzubieten.

 

Bild: Filmstill "Concussion"
Concussion // Foto: Edition Salzgeber
Bild: Filmstill "Five Dances"
Five Dances // Foto: Edition Salzgeber

Bild: Filmstill "Keep The Light On"
Keep The Light On // Foto: Christophe Husson
Bild: Filmstill "Little Men"
Little Men // Foto: Edition Salzgeber

Alan Brown lässt in „Five Dances“ (2013) einen jungen Studenten aus der Provinz anreisen, um sich einer verwegenen Tanzgruppe anzuschließen. Und in Damon Cardasis‘ „Saturday Church“ (2017) wird eine Gemeinschaft von trans Sexworkerinnen, die sich einmal pro Woche in einer Kirche in der Bronx treffen, für einen queeren Teenager zum Safe Space.
Regisseur Ira Sachs erzählt in „Keep the Lights On“ (2012) voller Zärtlichkeit und doch kompromisslos von der intensiven Liebesbeziehung zweier schwuler Männer. Vier Jahre später schildert er in „Little Men“ (2016) mit großem Feingefühl die innige Freundschaft zwischen zwei Jungen in Brooklyn – und thematisiert dabei zugleich die Gefahren der Gentrifizierung, die die ehemals vielgestaltige migrantische Nachbarschaft Brooklyns zunehmend uniformiert.

 

Bild: Filmstill "Die Florence Foster Jenkins Story"
Die Florence Foster Jenkins Story // Foto: Salzgeber

Für die Liebe zum Camp, die nirgends inniger zelebriert wurde und wird als in New York, steht „Die Florence Foster Jenkins Story“ (2016) von Ralf Pleger. Das liebevolle Porträt über die selbsternannte Operndiva führt uns zurück ins Jahr 1944, in dem Foster Jenkins mit ihrem legendär schrägen Auftritt in der Carnegie Hall alle Verkaufsrekorde bricht.

 

Alle Infos auch unter www.queerfilmfestival.net

 

Quelle: Queerfilmfestival 2020