LSBTIQ*-Denkmal auf der Apollowiese

Das Düsseldorfer LSBTIQ*-Denkmal könnte noch in diesem Jahr eingeweiht werden. Der Stadtrat soll im März beschließen, den Gedenkort zur Verfolgung und Emanzipation von Lesben, Schwulen und Trans* in Düsseldorf auf der Rasenfläche zwischen Apollo-Theater und KIT zu errichten.

Bildmontage: Denkmal am Rheinufer
Das geplante LSBTIQ*-Denkmal nach dem Entwurf von Claus Richter könnte auf der Apollowiese seinen Standort finden. // Bildmontage: Oliver Erdmann / Denkmal-Entwurf: Claus Richter

Seit vielen Jahren setzt sich die LSBTIQ*-Community für einen Gedenkort zur Verfolgung und Emanzipation von Lesben, Schwulen und Trans* in Düsseldorf ein. Im vergangenen Jahr war dann endlich klar: das Denkmal soll kommen. Am 30. April 2020 hatte der Kulturausschuss beschlossen, den Künstler Claus Richter mit der Realisierung seines Entwurfs „Ein seltsam klassisches Denkmal“ zu beauftragen. Zuvor hatte die Kunstkommission einen Wettbewerb ausgelobt, den der Kölner Künstler mit seinen Entwürfen für ein heroisch anmutendes Bronzedenkmal gewann. Für die Umsetzung sind 200.000 Euro vorgesehen.

 

Im März 2018 war in einer Ideenwerkstatt, die vom LSBTIQ+ Forum Düsseldorf und der Mahn- und Gedenkstätte veranstaltet wurde, der Wunsch der Community konkretisiert worden, in Rheinnähe einen künstlerisch gestalteten Erinnerungsort zu schaffen, der nicht nur als Mahnmal dient, sondern der aktiven Erinnerung. Die Arbeit von Claus Richter wurde ausdrücklich vom Forum gelobt und Vertreter*innen erklärten wiederholt, dass sich die Community über das Ergebnis des Wettbewerbs und auf die Realisierung des Denkmals freut.

 

Bild: Apollo-Wiese mit Villa Horion und KIT
Die Apollowiese neben der Rheinkniebrücke wäre der perfekte Standort für das geplante Denkmal. Hier findet alljährlich das Düsseldorfer CSD-Fest statt. / Foto: Oliver Erdmann

„Ein seltsam klassisches Denkmal“ besteht aus einer bronzenen Figurengruppe auf einem gut 60 Zentimeter hohen Steinsockel. Die vier Figuren stehen sinnbildlich für alle Spektren sexueller Ausrichtung und geschlechtlicher Identität, sie veranschaulichen mit in den Himmel gereckten Fäusten den Kampf gegen Ausgrenzung, Diskriminierung und Unterdrückung. Claus Richter – selbst offen schwul lebend – arbeitet seit einiger Zeit an dem Kunstwerk. Für die Arbeit mit Bronze wird er von seinem Künstlerkollegen Christian Theiß und dessen Erfahrungen mit dem Material unterstützt.

 

Claus Richter hat zusammen mit Vertreter*innen des LSBTIQ+ Forums, der betroffenen Fachbereiche (den Ämtern für Verkehrsmanagement, für Stadtentwässerung sowie dem Gartenamt), der Bezirksvertretung 1 und des Gleichstellungsbüros mehrere Ortsbegehungen zwischen der Rheinknie-Brücke und der Oberkasseler-Brücke durchgeführt. „Als Ergebnis wurde die Wiese nördlich des Apollo-Theaters zwischen Rhein und KIT einvernehmlich als am besten geeigneten Standort festgelegt“, heißt es in der Beschlussvorlage für den Stadtrat. Ganz zur Freude der LSBTIQ*-Community, die in Sichtweite – auf dem Johannes-Rau-Platz – alljährlich ihr CSD-Fest feiert.

 

Bild: Apollowiese mit Rhein im Hintergrund
Die Apollowiese im Februar 2021. Im Sommer treffen sich hier viele junge Düsseldorfer*innen zum Chillen am Rhein. // Foto: Oliver Erdmann

Die Beschlussvorlage wird nun zunächst im Ausschuss für öffentliche Einrichtungen am 22. Februar 2021 beraten. Danach befassen sich noch der Kulturausschuss (04.03.2021) und die Bezirksvertretung 1 (05.03.2021) mit der Beschlussempfehlung. Der Rat der Landeshauptstadt soll dann auf seiner Sitzung am 18. März 2021 entscheiden.


Mit diesem Zeitplan dürfte es klappen, dass das Düsseldorfer LSBTIQ*-Denkmal noch in diesem Jahr eingeweiht wird. Ein möglicher Termin könnte Anfang Oktober 2021 sein, wenn voraussichtlich auch das diesjährige CSD-Fest steigen soll, das wegen der Corona-Pandemie nicht wie sonst im Mai stattfinden kann.

 

Weitere Infos: DQ-Bericht vom 01.05.2020

 


Update 22.02.2021:
Die Beschlussvorlage wurde im Ausschuss für öffentliche Einrichtungen am 22. März 2021 beraten. Einen Beschluss fasste das Gremium aber nicht, sondern schob die Entscheidung in die Ratssitzung am 18. März 2021.
Ratsherr Udo Figge von der Fraktion SPD/Volt zeigte sich irritiert und hielt der Verwaltung vor, dass die LSBTIQ*-Community sich einen anderen Standort für das Denkmal gewünscht habe, nämlich einen Ort in der Nähe der ehemaligen „Gastwirtschaft zum Vater Rhein“ (einem ehemaligen Schwulentreffpunkt und Ort von Razzien gegen Homosexuelle) beim Alten Hafen in der Altstadt.

Der Vertreter der Verwaltung entgegnete, dass die Community sich explizit keinen historisch belasteten Ort gewünscht habe und an der Begehung von insgesamt acht möglichen Standorten beteiligt gewesen sei. Die Entscheidung für den gefundenen Ort auf der Apollowiese sei einvernehmlich gefallen.
Der Ausschussvorsitzende, Ratsherr Christian Rütz (CDU), bemängelte, dass keine Vertreter*innen des Kulturausschusses und des Ausschusses für öffentliche Einrichtungen zu der Begehung eingeladen worden seien. Mit diesen beiden Einlassungen wurde die Beschlussfassung nun in den Rat geschoben.


Update 05.03.2021:
Auch der Kulturausschuss, der am 4. März 2021 im Rathaus tagte, konnte sich nicht zu einem positiven Votum gegenüber der Standortempfehlung für das LSBTIQ*-Denkmal durchringen. Wie die RP schreibt, wurde eine Entscheidung darüber von der Tagesordnung genommen, "weil sich die CDU mit dem Standort nicht anfreunden kann". Weiter heißt es, dass bis zur Sitzung des Stadtrats am 18. März geschaut werden solle, "ob sich das Kunstwerk von Claus Richter doch an einer anderen Stelle der Stadt realisieren lässt". Zitiert wird in dem Artikel der Rheinischen Post vom 5. März 2021 auch Ratsherr Marcus Münter von der CDU. Er ist stellvertretender Vorsitzender des Kulturausschusses und sagt: "Ich erwarte von der Verwaltung einen Vorschlag für einen alternativen Standort." Er hoffe auf einen zentraleren Ort, so Münter laut RP, die Union würde aber sonst auch den vorliegenden Vorschlag akzeptieren.

In der Bezirksvertretung 1 hätte das Thema am 5. März 2021 auf der Tagesordnung gestanden, doch die Sitzung wurde coronabedingt abgesagt. Jetzt wird die finale Entscheidung auf der Sitzung des Rates der Landeshauptstadt am 18. März 2021 erwartet.


Update 06.03.2021:

In die Diskussion um den Standort fürs LSBT-Denkmal schaltet sich nun auch die Rheinische Post ein. In einer RP-Kolumne vom 5. März 2021 äußert sich Chefreporter Uwe-Jens Ruhnau kritisch. Ein Denkmal auf der Dreieckswiese vor dem KIT könne nur ein städtebaulicher Störfall sein, schreibt der ehemalige Chef der Düsseldorfer Lokalredaktion der Rheinischen Post, das Rheinufer dürfe sich „nicht zum Trödelmarkt der Stadtmöblierer“ entwickeln. Dass Düsseldorf nun einen LSBT-Erinnerungsort bekomme, sei „gut und richtig, aber bitte nicht an diesem Standort!“, so der Journalist Ruhnau. Am Alten Hafen – wie es eine erste Visualisierung zeige – wäre das Denkmal „noch zu akzeptieren gewesen“, findet der RP-Reporter. „Nun aber soll es gleich der ganz große Präsentierteller sein“, das sei städtebaulich keine ausgereifte Idee.

Man kann gespannt sein, wer sich noch alles zu Wort meldet.


Text: Oliver Erdmann