Queere Talkreihe erfolgreich gestartet

„Queere Geschichte(n) – gestern und heute“ heißt die neue Talkreihe in der Düsseldorfer Zentralbibliothek. Zum gestrigen Start war das Interesse beim Publikum groß. Es ging um Queere Zentren und ihre Notwendigkeit – damals wie heute.

Bild: Podiumsgespräch vor Publikum
Die Auftaktveranstaltung der Talkreihe "Queere Geschichte(n) - gestern & heute" stieß auf großes Interesse beim Publikum. // Foto: Oliver Erdmann

Stephan Schwering, Leiter der Zentralbibliothek, und Oliver Erdmann, Vorsitzender des Vereins „Queere Geschichte(n) Düsseldorf“, freuten sich zu Beginn der Veranstaltung am 21. Februar 2024 über die großartige Resonanz und das Interesse seitens der Zuhörer*innen. Das „Stadtfenster“ in der Zentralbibliothek im KAP1 war mit 70 Leuten proppenvoll.

 

Im Podiumsgespräch ging Dr. Sascha Förster (Institutsleiter des Theatermuseums Düsseldorf) mit seinen Gäst*innen der Frage nach, welche Bedeutung schwul-lesbische Zentren im Kontext der queeren Emanzipationsbewegung hatten, warum sie nicht überdauerten und welche Gründe es heute für die Entstehung neuer Queerer Zentren als sichere Begegnungsräume für die LSBTIAQ*-Community gibt. Dirk Beyer (ehemals Lesben- und Schwulen-Zentrum Düsseldorf) und Lutz Hermanns (ehemals Café Rosa Mond) berichteten über die Entstehung und das Verschwinden der zwei ehemaligen schwul-lesbischen Zentren in Düsseldorf. Christiane A. Freyer (Inside:Out – das queere Zentrum in Wuppertal e.V.) und Leury Kerpen (Queeres Zentrum Düsseldorf e.V.) schilderten die Situation neuer Begegnungsstätten für die LSBTIAQ*-Community.

 

Bild: Dr. Sascha Förster und Christiane A. Freyer
Dr. Sascha Förster im Gespräch mit Christiane A. Freyer. // Foto: Oliver Erdmann

Für den Erfolg queerer Zentren sei Geld ein entscheidender Faktor, sagte Dirk Beyer. An der fehlenden öffentlichen Förderung seien die damaligen Zentren, die sich überwiegend aus Erlösen schwul-lesbischer Partys finanzierten, gescheitert. Lutz Hermanns verwies darauf, dass man gegenüber der Politik aber nicht als Bittsteller auftreten dürfe. Im Bereich Beratung und Selbsthilfe würden zum Teil professionelle Leistungen von Ehrenamtlichen erbracht, die stärker als bisher finanziell gefördert werden müssten. Auch Christiane A. Freyer zeigte auf, dass es mit der Finanzierung von Räumlichkeiten nicht getan sei. Ohne hauptamtliches Personal könne ein Zentrum nicht das leisten, für was es stehe. Leury Kerpen machte ergänzend deutlich, dass der Fokus heutiger Queerer Zentren ein anderer sei als damals. Es gehe jetzt mehr darum, eine Anlaufstelle mit Lotsenfunktion und Treffpunkt einer viel diverseren Zielgruppe zu sein. Gemeinsam mit der Stadt wolle man weiter an einem tragfähigen Konzept für ein Queeres Zentrum in Düsseldorf arbeiten.

 

Nach einem etwas mehr als einstündigen Gespräch der Podiumsteilnehmer*innen konnte sich das Publikum mit eigenen Erfahrungen und Anregungen einbringen. Viele Zuhörer*innen kannten noch die beiden ehemaligen Düsseldorfer Zentren und schilderten aus ihrer Sicht, warum es damals wie heute Begegnungsräume

für queere Menschen braucht. Deutlich wurde von allen Seiten, dass eine verstetigte Grundfinanzierung durch die öffentliche Hand unerlässlich ist. Projektfinanzierungen seien eine Hilfe für die Arbeit, aber für jährlich neue Anträge müssten Ehrenamtliche viel Zeit aufwenden, die an anderer Stelle fehlt. Zudem sei diese Situation für Hauptamtliche unhaltbar, die von Jahr zu Jahr mit befristeten Verträgen und in ständiger Unsicherheit leben müssten. Man müsse die Politik stärker in die Pflicht nehmen, denn Queere Zentren seien kein Selbstzweck, immerhin gehe es um rund 10 Prozent der Bevölkerung. Um dem mehr Nachdruck zu verleihen, wurde die Gründung einer Landesarbeitsgemeinschaft Queerer Zentren in NRW angeregt, um den Austausch zu fördern und den Druck auf die Politik zu erhöhen.

 

Bild: Gesprächspartner*innen beim queeren Talk
Von links nach rechts: Dr. Sascha Förster, Christiane A. Freyer, Dirk Beyer, Leury Kerpen und Lutz Hermanns. // Foto: Oliver Erdmann

Der nächste queere Talk in der Zentralbibliothek findet statt am 15. Mai 2024 um 18.30 Uhr. Dann geht es um das Thema „Queerness im Sport“.

 

Die Podiumsgespräche zu queeren Themen werden veranstaltet von „Queere Geschichte(n) Düsseldorf e.V.“ in Kooperation mit dem Amt für Gleichstellung und Antidiskriminierung der Landeshauptstadt Düsseldorf, der Zentralbibliothek und dem Theatermuseum. Die Talkreihe wird gefördert durch die BürgerStiftung Düsseldorf.

 

Text: Oliver Erdmann