Die Internationalen Tanzwochen Neuss sind mit einem Gastspiel der kubanischen Tanzkompanie Acosta Danza in die neue Spielzeit 2017/2018 gestartet. Fünf weitere hochkarätige Ensembles sind bis März 2018 in der Stadthalle Neuss zu erleben.
Die Internationalen Tanzwochen Neuss wurden 1983 gegründet. Sie sind ein jährliches Forum des internationalen zeitgenössischen Tanzgeschehens in aktuellen Choreographien und Inszenierungen.
Jeweils von Oktober bis März präsentieren sich in der Stadthalle Neuss hochkarätige Ensembles von nah und fern, um dem Publikum ihre neuesten Kreationen vorzustellen.
Zu Beginn der aktuellen Spielzeit standen die Tänzer_innen von Acosta Danza, einer noch recht neuen Tanzkompanie aus Kuba, auf der Bühne. Der heute 42-jährige Ballettstar
Carlos Acosta gründete nach seinem Abschied vom Londoner Royal Ballet vor knapp zwei Jahren in Havanna sein eigenes Ensemble mit aktuell über 20 Tänzer_innen. Mit einer
13-köpfigen Gruppe ist Carlos Acosta derzeit auf Tour in Großbritannien und gibt Gastspiele in Neuss und im österreichischen St. Pölten.
Fünf Choreographien hatte Acosta Danza für das Neusser Publikum im Gepäck. Die Mischung aus neuklassischem Ballett und zeitgenössischer Tanzperformance mit spektakulären Akrobatikelementen kam
gut an. Die Deutschlandpremiere der Kubaner_innen kam gut an, die Zuschauer_innen waren begeistert.
Zunächst faszinierten bei "El Cruce Sobre El Niágara" die perfekten Körper der beiden Tänzer, Carlos Luis Blanco und Alejandro Silva, und deren artistisches Können. Die
kubanische Choreographin Marianela Boán schuf das Tanzstück im Jahr 1987 in Anspielung auf die "Überquerung der Niagara-Fälle" durch den Hochseil-Akrobaten Charles Blondin in der Mitte des 19.
Jahrhunderts. Zu der etwas anstrengenden Musik von Olivier Messiaen konnte das Publikum das "gefährliche" Kunststück wieder erleben.
Im Kontrast zu dem Zwei-Mann-Stück stand dann ein neoklassisches Ballett auf dem Programm. "Belles-Lettres" von Justin Peck zur Musik von Cesar Franck wird von vier Paaren und einem Solisten getanzt. Zu sehen sind wundervolle Pas de deux und Tänzer_innen in schönen Kostümen. Acosta Danza beweist hiermit, dass auch der klassische Tanz perfekt sitzt.
Die beiden Stücke "Imponderable" von Goyo Montero und "Mermaid" von Sidi Larbi Cherkaoui hatten erst vor einer Woche ihre Weltpremiere im Londoner Sadler's Wells Theatre erlebt.
Und auch in Neuss wurden diese Choreographien und die Leistungen der Tänzer_innen umjubelt. Das Stück des Spaniers Montero spielt auf einer schwarzen Bühne, das Ensemble tanzt mit Taschenlampen
im Bühnennebel – eine tolle zeitgenössische Performance zu lateinamerikanischen Folksongs von Silvio Rodriguez.
Bei "Mermaid" steht dann der Kompanie-Chef Carlos Acosta selbst auf der Bühne und tanzt gemeinsam mit Marta Ortega ein schönes Duett, bevor das spektakuläre Akrobatikstück
"Twelve" den Schluss des Abends bildet. Im rasanten Tempo werfen sich 12 Tänzer_innen gelb-leuchtende Wasserflaschen hin und her. Der Choreograph Jorge Crecis sollte dem Ensemble
ursprünglich seine intuitive Technik beibringen, woraus dann "Twelve" entstand.
Der Premierenabend machte Lust auf mehr. Auf dem Programm der aktuellen Spielzeit stehen in den kommenden fünf Monaten weitere hochkarätige Tanzkompanien aus aller Welt. Die
algerische Compagnie Hervé Koubi ist erneut zu sehen, das National Dance Theatre of Wales und das New Yorker Ballet Hispanico geben ihre Premieren in Neuss, die Martha Graham Dance Company konnte
ein weiteres Mal für die Tanzwochen gewonnen werden und das berühmte Hong Kong Ballet zeigt zum Abschluss der Spielzeit 2017/2018 ein breit gefächertes klassisch-modernes Repertoire.
Weitere Infos und Tickets: www.tanzwochen.de
Text: Oliver Erdmann | Foto: Acosta Danza / Manuel Vason